Die Laufkundschaft hat es geahnt, die Stammkundschaft gelesen und die Fans haben es gewusst: ja, ich bin nervenkrank!
Nun, die beste Krankheit taugt nichts; die MS hat Tausend Gesichter, aber eins eint alle meine Leidensgenossen: früher oder später haben wir Last beim Vorwärtsgehen. Auch bei mir wird´s nach 50 Metern eng; spätestens nach 100 Metern geht nichts mehr. Jedenfalls ich nicht mehr, ich setzte mich dann lieber hin. Das ist übrigens auch die Antwort auf die verschiedentlich von verschiedenen Fachärzten, also Nervenärzten, gestellte Frage: „Was passiert denn dann, wenn Sie nicht mehr gehen oder stehen können?“ Ja Gott, äh: Halbgott in Weiß, dann setze ich mich eben. Nervenkrank ja, total bestusst nein. Wobei, bei ungünstigem Verlauf ... Wie dem auch sei, zur Zeit schreibe ich meine hübschen kleinen Aufsätze. Und was das Gehen betrifft: ich besitze zwar einen Rollstuhl. Doch auf die Frage, was ich bei einer Barriere mache, antworte ich auch hier wieder ganz pragmatisch (keine Ideologien und so): ich stehe einfach auf (Szenenapplaus!) und stelle den Rollstuhl auf den Bürgersteig. Tja, praktisch Denken. Leider oder glücklicherweise führt dieser Pragmatismus dazu, dass ich nicht viel weiter denke. Schon gar nicht, wenn´s schwer wird. So fällt es selbst mir schwer, mich in diejenigen hineinzudenken, die an den Rollstuhl gefesselt sind. Ich habe nur eine grobe Vorstellung, dass das wohl blöd sein muss – erstens sowieso schon mal, zweitens bei all den
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