Böse DDR

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Stefan Laurin ist einer der wichtigsten Blogger der Internet-Plattform Ruhrbarone.de, die gegenwärtig mit ihren Enthüllungen zur FDP-Europawahl-Spitzenkandidatin Koch-Mehrin für beachtliches Aufsehen sorgt.
Stefan und ich können eigentlich sehr gut miteinander. Gerade auch politisch; denn wir sind häufig einer Meinung. Allerdings ist Stefan Laurin, was bei der FDP nicht unbedingt der Fall ist, ein echter Liberaler. Und ich bin es irgendwie nicht.
Und so kann es nicht ausbleiben, dass wir nicht immer ganz einer Meinung sind – letztens zum Beispiel bei der Sache Netzsperren im Internet.
Heute hat sich Stefan die DDR vorgeknöpft, die ehemalige. Klar: die DDR war ein Polizeistaat. Aber die Gleichung: je heftiger man auf die DDR einschlägt, desto besser der Mensch, wollte mir schon zu ihren Lebzeiten nicht so recht einleuchten. Deshalb konnte ich Stefan Laurins Beitrag nicht unkommentiert lassen.

Werner Jurga, 01.06.2009

 

Hi Stefan,


zu Deinen paar Fragen, die Du noch hättest, kann ich Dir leider nichts sagen, weil keine konkrete Frage dabei war.

Ich war damals Mitglied von DKP und MSB und halte Deinen, wie ich finde: zügellosen Antikommunismus für - vorsichtig ausgedrückt: recht merkwürdig.
Ich war kein Stasi-Agent - eigentlich bedauerlich: ein paar Kröten hätte man mir ruhig für all die Mühe, die ich mir gemacht habe, überweisen können.
Ich halte Dein Wort vom Stasi-Agenten für so denunziatorisch. Ist es nicht etwas anderes, Stefan, ob man einen Judaslohn dafür bezieht, dass man einen DDR-Friedensbewegten bespitzelt, womöglich seine Ehe kaputt macht und einen Extra-Bonus für Material bekommt, das dann fürs Wegsperren in den Stasiknast reicht - als wenn man Geld für die Roten Blätter annimmt? Oder meinetwegen für die Militärspionage im Westen, also für eine Tätigkeit als Rüstungskontrollbeamter?

Was ich nicht wusste, war, dass die DDR die Rüstungskontrollbeamten auf ihrer Seite hinrichten ließ. - Keine Sorge, ich verstecke mich nicht hinter dem Nichts-gewusst der Schuld- und Schamfraktion der Ex-DKPler. Der gehöre ich nämlich gar nicht an.
Denn natürlich war mir klar, dass der ganze Laden von der DDR bezahlt wurde; aber das war tabu, und so habe auch ich, wenn ich gefragt wurde, das Gegenteil behauptet.
Ich wusste es ja nicht anders. So what ...

Du wirst Dir denken können, dass ich den sog. "Antizionismus" von DDR und DKP schon damals nicht geteilt habe.
Aber es lief in die richtige Richtung: 1987 unterschrieben SPD und SED ihr gemeinsames Papier, in dem sie sich wechselseitig Reformfähigkeit unterstellt hatten. 1988 empfing Honecker den Chef des jüdischen Weltkongresses.
Ich bin mir im Klaren darüber, dass ich Dich mit derartigen Hinweisen nicht werde erreichen können. Dein Schreiben von  Stacheldrahtmördern, der Funktionsweise von Diktaturen sowie die unsägliche Einleitung mit Kurras´ SED-Mitgliedschaft begründen m.E. ernsthafte Zweifel an Deiner Dialogfähigkeit in dieser Sache. Mitunter allerdings bilde ich mir ein, Du bekämest selbst ein Gefühl dafür, in welcher Ecke Du mit Deinen Tiraden politisch landest. Die Hoffnung stirbt zuletzt ...

Nun ist die DDR schon 20 Jahre mausetot, und ich habe noch nie viel davon gehalten, die Politik anderer Leute zu verkaufen. Und es ist von daher politisch (noch?) völlig unerheblich, dass Dein Blick auf die Ehemalige so beeindruckend beschränkt ist. So will ich Dich nicht mit meinen Belehrungen zur Mauer, zur Außenpolitik der DDR, zu ihrer Rolle als heimlicher Tarifpartner im Westen etc. pp. belästigen.

Stell´ Du mir lieber Deine offenen, noch unbeantworteten Fragen!
Ich werde helfen, so gut ich kann.

Liebe Grüße
Werner

 

Werner Jurga, 01.06.2009

 

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