Bum-Bum-Boris

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Belogen, betrogen und hintergangen – ich fühle mich so beschissen. Ganze zehn Jahre lang der Lüge aufgesessen über diese entscheidenden fünf Sekunden. Hoffentlich sind die nicht auch noch erlogen. Es ist ja überhaupt nichts mehr auszuschließen. Aber einstweilen hält er an den fünf Sekunden fest, der Boris Becker.

Ich bin total verunsichert; ich weiß überhaupt nicht, was man diesem Herrn Becker überhaupt noch glauben kann. Glauben soll, glauben darf. Ja, seine Glaubwürdigkeit ist für mich dahin. Und deshalb sage ich heute: „dieser Herr Becker“. Sie dürfen mir glauben, ich würde mich auch besser fühlen, könnte ich auch heute noch ganz unbefangen einfach „unser Boris“ sagen. Oder „Bum-Bum-Boris“. Das geht nun aber nicht mehr. Vielleicht niemals mehr. Eine Tragödie.
Ich bin menschlich schwer enttäuscht. Boris Becker war unser Idol, oder sagen wir es doch deutlich: unser Vorbild. Und jetzt das! Zehn Jahre lang hat er uns mit der Besenkammer aufs Glatteis geführt, im Abstellraum flach gelegt. Und was ist jetzt? Da gibt es überhaupt keine Besenkammer. Das muss man sich bloß einmal vorstellen! Der hat uns doch alle echt …
Wenn es nicht so eine Sauerei wäre, könnte man sagen: es ist ein Treppenwitz. Ja, ein Treppenwitz der Geschichte. Der Geschichte der armen kleinen Anna. Ich meine, die leidet ja am meisten darunter. Sie sieht genauso aus wie er. Wie konnte dieser Schuft dem unschuldigen Kind nur so etwas antun?! Heute schämt er sich, sagt er jedenfalls. Seiner damaligen Frau gegenüber. Lachhaft! Und das Mädchen?! Und vor allem: von uns ist überhaupt keine Rede. Wie stehen wir denn jetzt da?!

Besenkammer. Ja, ich habe diese Lügengeschichte wirklich geglaubt. Und ich muss mich dafür nicht schämen. So, Herr Becker! Nun ist es raus. Fünf Sekunden, da hatte ich aber wirklich meine Zweifel. Eins, zwei, drei, vier, fünf. Man sagt doch wenigstens „Hallo“, meinte auch schon Harald Schmidt. Na ja, ein Lästermaul. Wie ist das überhaupt mit dem Samenraub? Nicht dass diese Darstellung sich auch noch als Schutzbehauptung entpuppt! Man kann ja gar nichts mehr ausschließen, bei diesem Herrn Becker. Ich fühle mich so leer.
Gut, dass AOL nicht mehr den Werbespot bringt. „Ich bin drin. Dass das so einfach ist!“ Da würde ich, glaube ich, vor Wut den Fernseher eintreten. Oder den hier: „Sieben eMail-Adressen? – Da hätte ich ja noch drei frei.“ Sagen Sie selbst: der ist doch so was von unverschämt, dieser Kerl!
Dieser Herr Becker, geborener Bum-Bum-Boris. Ob er es je lernen wird, was es heißt ein Mann zu sein?! Wenn ein Mann etwas gemacht hat, dann hat er dazu zu stehen! Ich weiß sowieso nicht, was dieses Märchen mit der Abstellkammer sollte. Hätte er doch gleich sagen können: Jawoll, es war auf der Treppe! Richtig, auf der Treppe zwischen den Toiletten. Bums, aus, fertig!

Stattdessen dieses Rumgeeiere. Ein Mann zeichnet sich eben – wir leben schließlich nicht mehr im Mittelalter – nicht in erster Linie dadurch aus, dass er nicht mehr die Zeit findet, das Objekt seiner Begierde erst noch in die Toilette reinzuziehen. Ein Mann zu sein, heißt zu sagen: hier stehe ich, ich kann nicht anders. Oder so ähnlich.
Na, der wird halt nicht erwachsen, dieser Herr Becker, dieser Bum-Bum-Boris. Ob der es noch einmal lernt, ein Mann zu sein? Und was die sich jetzt in den Feuilletons das Maul zerreißen! Weiber natürlich. Das sei aber keine schöne Zeugungsgeschichte. Die arme kleine Anna. Und was in so Frauenschädeln alles sonst noch so vor sich geht.
Ob sich diese Tussis einmal überlegt haben, wie ihre eigene „Zeugungsgeschichte“ ausgesehen haben könnte? Oder die vom kleinen süßen Boris? Damals, vor 42 Jahren in Leimen. Ob Vater Becker 1967 zu Mutter Becker ins Ehebett gekrochen ist und gefragt hat: „Na Mutter, wollen wir dann mal?“

Das Beste dürfte sein, wir trennen wieder die Klatschspalten für die Damen und die Herren. Während die Mädels in der Weihnachtszeit, in Vorbereitung auf die Geburtsgeschichte unseres Herrn, sich auf die Suche nach der schönsten Zeugungsgeschichte machen, lassen wir Kerle noch einmal Revue passieren, wie das damals so alles war mit dem Bum-Bum-Boris. Zack, und schon wieder so ein richtig wuchtiges Ass!
 

Werner Jurga, 16.10.2009

 

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