Der OB, die Stadt und die Kaufhäuser

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Zunächst einmal, schon um einen ordnungsgemäßen Schlussstrich unter die Angelegenheit zu ziehen, darf ich wiederholen, was ich schon am 10. Juni zugegeben habe: ich hatte daneben gelegen, und die Stadt Duisburg hatte Schwein gehabt! Riesenschwein gehabt! Am Montag wurde es im Stadtrat bekannt gegeben, und jetzt steht es auch in der Zeitung. Jedenfalls schon einmal in der Rheinischen Post:
Stadtkämmerer Dr. Peter Langner konnte darum dem Rat gestern nicht nur das Ende des so genannten Cross-Border-Geschäftes mitteilen, sondern auch, dass für die Stadt keine Verluste entstanden sind. 

Chronistenpflicht. Noch einmal gut gegangen. Fall erledigt. Auf zum nächsten Problem, nämlich zu der Frage:

Ist diese Stadt zu klein für zwei? 

Das kennen Sie doch aus dem Western: „Diese Stadt ist zu klein für uns beide!“
Nun ist Duisburg gottlob eine Großstadt und müsste deshalb groß genug für beide sein! Müsste eigentlich. Oder zumindest beide irgendwie vertragen können. Gemeint sind an dieser Stelle übrigens nicht der Oberbürgermeister und ich (das nicht nur; das muss nun einmal), sondern Karstadt und Kaufhof.
Adolf Sauerland, so können wir der NRZ entnehmen, habe keine Sorge um Karstadt und Kaufhof. Okay, ich auch nicht – allenfalls um die bei den genannten Firmen Beschäftigten, vor allem aber um die Einzelhandelssituation in der Duisburger Innenstadt. Doch bei aller Sorglosigkeit – Gedanken macht man sich halt schon, z.B. diesen hier:  

Diese Stadt verträgt beide Kaufhäuser!

Sagt der OB, ebenfalls laut NRZ, und hat zweifellos Recht damit. Klar verträgt Duisburg Karstadt und Kaufhof; aber vertragen auch Karstadt und Kaufhof Duisburg, um einmal andersherum zu fragen. Doch die Frage ist müßig, ob Karstadt – oder wer immer - und Kaufhof diese Stadt vertragen, sprich: ob zwei Kaufhäuser dieser Prägung auf mittlere Sicht in Duisburg zumindest ohne Verluste zu betreiben sind.
Nein, sie sind es nicht; diese Frage, sie kann als beantwortet gelten: zwei Vollversorger klassischen Stils können auf Dauer weder in Duisburg noch in anderen Städten unterhalb der Millionengrenze überleben. Das weiß im Grunde jeder, auch und gerade Adolf Sauerland. Nur: warum sagt er dann so was?
Er gehe daher davon aus, dass auch nach der Insolvenz von Arcandor (Karstadt) und der möglichen Übernahme der angeschlagenen Kaufhaus-Kette durch den Konkurrenten Metro (Kaufhof) beide Warenhäuser in der Innenstadt erhalten bleiben.
So steht es in der NRZ Duisburg, und ohne Recherche ist es schwer zu sagen, ob der OB hier verkürzt wiedergegeben worden ist, oder ob er so oder so ähnlich zitiert werden wollte. Sollte Sauerland die Dinge so dargestellt haben, drängte sich jedoch der Eindruck auf, dass hier der Kommunalwahlkampf zu einer Interpretation der zitierten Sorgenfreiheit herangezogen werden müsste. Verhandlungstaktische Motive drängen sich jedenfalls nicht auf; einmal ganz abgesehen davon, dass – seinen Angaben zufolge – es bislang keinerlei Gespräche mit dem Insolvenzverwalter oder mit Arcandor selbst oder mit der Metro gegeben habe. 

Worüber auch? Der Insolvenzverwalter wird letztlich entscheiden, wem er den Zuschlag für Karstadt im Forum gibt, und es ist nicht anzunehmen, dass kommunale Interessen für diese Entscheidung ausschlaggebend sein werden.
In den Medien ist jetzt ein neuer Bieter für Karstadt aufgetaucht, und zwar der Shopping-Center-Betreiber ECE. Das Interesse des Rewe-Konzerns ist schon seit längerem bekannt. Doch unverkennbar hat die Metro AG – auch wegen der Saturn-Niederlassung im Forum – die stärkste Verhandlungsposition. Wir werden sehen …
Und erst dann steht die Zukunft des Kaufhof-Gebäudes in Duisburg zur Debatte. Und zunächst einmal bei der Metro.
Der Optimismus, dass auch nach all den Entscheidungen an der Düsseldorfer, Ecke Friedrich-Wilhelm-Str. nicht die Lichter ausgehen, ist verständlich. Für den OB wie für einen OB-Kandidaten ist er Pflicht. Und er ließe sich auch gut begründen.

Dass es allerdings im nächsten Jahr noch Karstadt und Kaufhof in Duisburg geben wird, ist Wahlkampf-Poesie. Gut möglich, dass es in Duisburg weder Karstadt noch Kaufhof geben wird. Denkbar sind Möglichkeiten, die für diese Stadt besser sind als der Status Quo; denkbar ist aber auch immer noch, dass die City einen Knacks bekommt. Die Einflussmöglichkeiten des Oberbürgermeisters sind – noch einmal: denkbar – begrenzt. Öffentliche Einlassungen, die zumindest missverständlich wirken könnten, sind nicht dazu geeignet, sie zu vergrößern.

Werner Jurga, 24.06.2009

 

Siehe auch: Goudaer Käsemultis (01.06.2009), Karstadt Duisburg (31.05.2009) und Committed to creating value (27.09.2008) 

 

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