Deutsch-chinesisches Gewürge

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

In den deutsch-chinesischen (Wirtschafts-) Beziehungen droht eine ernsthafte Verstimmung. Zwar schweigen die offiziellen Stellen zu dem Vorgang, der schon mehr als eine Woche zurück liegen soll. Aber die in Kreisen der Wirtschaft, der Medien und der Politik verbreitete Unruhe ist gleichsam mit den Händen greifbar.

Unbestätigten Berichten zufolge soll der Partei- und Regierungschef einer kleineren westchinesischen Provinz (angeblich etwa 20 Mio. Einwohner) auf einer von der Partei organisierten Propagandaveranstaltung die aufgrund der auch in China spürbaren Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise verunsicherten Massen mit volkverhetzenden und rassistischen Parolen aufgepeitscht haben. Für gewöhnlich gut unterrichtete Kreise behaupten, der Parteifunktionär habe dabei nicht einmal davor zurückgeschreckt, brachiale körperliche Gewalt gegen deutsche Manager in Aussicht zu stellen, falls diese nicht bereit seien, in dem kleinen – nicht einmal eine halbe Million Einwohner zählenden – Industriestädtchen am Rande der Provinzhauptstadt zu investieren.
Nach dieser – nicht in ihren Einzelheiten bestätigten – Hetz- und Propagandarede des chinesischen Lokalfürsten soll die Verunsicherung unter deutschen Managern verständlicherweise groß sein. Aber auch Politiker und Medienleute äußern sich, wenngleich hinter vorgehaltener Hand, besorgt. Zu einer offiziellen Bestätigung des Vorfalls ist bislang jedoch niemand bereit.

Partei- und Regierungschef will Geschäftsleute würgen (lassen)

Der Parteihardliner soll, wie zu hören ist, zunächst gegen die ungeliebten südostasiatischen Nachbarn in Laos gehetzt haben. Laoten seien Chaoten, habe er unter dem Jubel der Menge ausgerufen; diese seien durchweg dumm, faul und arbeitsscheu.
Danach habe er sich an den Bürgermeister des in der Tat etwas heruntergekommen wirkenden kleinen Industriestädtchens gewandt und vor dem fanatisierten Mob in Aussicht gestellt, dass, falls irgendwelche Deutschen nicht in besagtem Halbmillionenstädtchen investieren wollten, dann würden die auch noch gewürgt - so lange, bis sie diese nicht besonders schöne Stadt schön finden.

Aus diplomatischen Kreisen ist die Mahnung zu hören, diesen Vorfall nicht unnötig hochzuspielen. Diese Propagandarede habe ausschließlich der Besänftigung der dortigen – eher unterdurchschnittlich gebildeten - Bevölkerung gedient und könne keine Auswirkungen auf den deutsch-chinesischen Handel haben. Sinologen weisen darauf hin, dass im Chinesischen ohnehin eine blumigere Sprache bevorzugt werde, die in abendländischen Ohren zunächst befremdlich klingen könne. Insbesondere in dieser weit westlich gelegenen Provinz bevorzuge man noch blumigere, fast schon derbe Töne. Hierfür sei gerade auch die besagte, wirtschaftlich benachteiligte Industriestadt bekannt.
Im Grunde hätten aber auch die Menschen dort ein gutes Herz und neigten im allgemeinen ganz und gar nicht dazu, wirtschaftlichen Forderungen durch Würgen Nachdruck zu verschaffen. Ob diese Einschätzung der Fachleute die Sorgen der betroffenen Firmenvertreter letztlich beseitigen konnte, lässt sich bislang nicht zweifelsfrei sagen.
 

Eilmeldung

Wie soeben gemeldet wird, gibt es Gerüchte, denen zufolge von einem anderen Geschehen auszugehen ist. Offenbar eine Folge der in dieser Angelegenheit gepflegten Geheimnistuerei der Diplomaten.
Zwar habe sich, heißt es jetzt, der Vorfall exakt so abgespielt wie soeben geschildert. Jedoch, wenn Sie so wollen, mit umgekehrten Vorzeichen. Folglich habe ein deutscher Partei- und Regierungschef einer westlich gelegenen Provinz auf einer Propagandaveranstaltung der Partei chinesischen Geschäftsleuten in Aussicht gestellt, gewürgt zu werden, sollten sie nicht zu Investitionen in der angeschlagenen Industriestadt mit nicht einmal einer halben Million Einwohnern bereit sein.

Die Agenturen melden soeben, ein gewisser Herr Jürgen Rüttgers, offiziell im Rang eines Ministerpräsidenten, und zwar der Westprovinz mit dem Kürzel NRW, habe in der bislang weitgehend unbekannten Stadt namens Duisburg, gelegen nahe der Provinzhauptstadt Düsseldorf, unter dem Jubel der aufgehetzten Menge ausgerufen:
"Und wenn es sein muss, dann treffen wir noch irgendwelche Chinesen bei irgendwelchen Sachen im Rathaus, und wenn die dann nicht endlich in Duisburg investieren wollen, dann werden die auch noch gewürgt - so lange, bis sie Duisburg schön finden."

Wir werden Sie weiter über diesen Vorfall auf dem Laufenden halten. Unsere Reporter sind unterwegs nach, Moment, ach ja: Duisburg, um herauszufinden, ob es tatsächlich keinerlei andere Umstände geben könnte, diese Stadt – wie heißt sie noch mal? – schön zu finden.

Werner Jurga, 07.09.2009
- live aus unserem Europastudio London -

 

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