Duisburger mitten in Mekka

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Eigentlich hatte es der Patriarch ja gar nicht sagen wollen. Aber die Situation brachte es mit sich, dass er nicht innehalten konnte. Aber Eins nach dem Anderem. Wir wollen nicht bei Adam und Eva anfangen, aber doch früh. Sehr früh.

„Ihre günstige Lage am Kreuzungspunkt“, so steht es geschrieben, „machte die Stadt schon früh zu einem bedeutenden Handelszentrum.“ Überliefert wird uns dieses zum Beispiel in dem Internet-Lexikon Wikipedia.
Die Stadt am Kreuzungspunkt - am Kreuzungspunkt einiger Auto-, Schienen- und Wasserstraßen. Die Rede wäre von Duisburg, wenn besagte Überlieferung uns nicht von einer Stadt berichtete, deren „günstige Lage“ sich dem „Kreuzungspunkt einiger Karawanenstraßen“ verdankt. Die Rede ist, wie der geneigte Leser nachvollziehen mag, also doch nicht von Duisburg. Die Rede ist von Mekka, ebenfalls ein bedeutendes Handelszentrum, vor allem aber als weltanschauliches Zentrum zu enormer Berühmtheit gelangt und von vielen Gläubigen gleicher Weltanschauung immer wieder gerne besucht.
Womit wir bei einer weiteren Parallele zwischen der unter ihrer Trockenheit leidenden arabischen Wüstenstadt und unserer feucht-fröhlichen rheinischen Stadt mit den vielen Brücken angelangt wären. "Wir sind Mekka geworden“, spricht der hiesige Vorbeter, Hodscha Adolf – natürlich nicht für alle, sondern nur für die Glaubensbrüder und –schwestern seiner Weltanschauung.

"Wir sind Mekka geworden“

verkündete Adolf Sauerland, gleichzeitig auch nicht nur Bürger-, sondern selbstverständlich Oberbürgermeister dieser neuzeitlich heiligen Stadt im Zentrum der Welt, „Mekka geworden, für die, die über Schwarz-Grün nachdenken."
Dies berichtete der OB kürzlich auf einer MIT-Veranstaltung, wobei Sie unter MIT bitte nicht das Massachusetts Institute of Technology verstehen möchten. Das gibt es nämlich gar nicht in Duisburg, kann folglich auch mit Mekka nichts zu tun haben. Mister Mekka Mufti sprach vor der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung in der Union, die vom Anbeginn aller Zeiten für ihre visionäre Kraft bekannt ist.
Allerdings war auch der örtliche Chefredakteur der WAZ auf dieser Erleuchtungskonferenz in der Ruhrorter Schifferbörse zugegen, der – als so eine Art Anti-Christ, ach was: Anti-Mohammed - sogleich Wahlkampf-Töne zu vernehmen glaubte.

Okay, da ist natürlich etwas dran; aber wie eingangs schon angemerkt: eigentlich hatte es ja gar nicht sollen sein; aber es musste einfach mal raus. Das Wort vom „Mekka für die, die über Schwarz-Grün nachdenken" – zu schön, um wahr zu sein. Es kann freilich schon stimmen, dass einige Arme in der Diaspora nicht nur „über Schwarz-Grün nachdenken", sondern gar bis zum real Center of World pilgern, um Erleuchtung zu finden. Vermutlich Denker ohne Telefon. Dumm nur: ausgerechnet mitten im schwarz-grünen Mekka, in der Stadt zwischen Rhein und Aufruhr wird aus der ganzen Angelegenheit nichts. Wie schade: Mekka ist auf Sand gebaut. Und weil alles im Flusse ist, und man selbigen – wie wir von Heraklit wissen – nicht zweimal besteigen kann, wird es langsam mulmig in der Sandburg auf dem Burgplatz.

"Wir sind Mekka geworden“

lautet dann der pfurz-trockene Stoßseufzer, der Sand dort herbeisehnt, wo nichts als Wasser den Rhein runterfließt.
„In seine Erfolgsbilanz schloss er ausdrücklich die Grünen als Kooperationspartner ein“, schreibt der WAZ-Wahlkampfwitterer. Gewiss, der schwarze Erfolgsmann hat seinen grünen Sprösslingen auch Verletzungen zugefügt; doch Mekka wäre nicht Mekka, wenn es danach nicht auch Pflästerchen gäbe: „Die grünen Wunden, die mit der Projektumsetzung geschlagen worden seien, seien durch Neuanpflanzungen mehr als wett gemacht worden.“
Mit Güte allein ist freilich kein Hinkommen. Wer den Sozialismus bekämpfen will, muss tüchtig sein. Und wenn es hart auf hart kommt, wenn es knallhart um die Frage „Freiheit oder Sozialismus?“ geht, gehört natürlich auch ein Quäntchen Glück dazu. Sauerland „räumte durchaus ein, mit der Forum-Realisierung Glück gehabt zu haben - ,Glück des Tüchtigen`".

Na, dann wollen wir dem Forum auch weiterhin alles Gute wünschen. Sie wissen schon: Finanzkrise, Arcandor (Karstadt) in schwerer Schieflage. Wir wissen nicht, wie es wird. Wahlprognosen mehr als ein halbes Jahr im Voraus sind in diesen Zeiten nicht möglich; bis auf diese eine: für Schwarz-Grün wird es nicht reichen. Es hat ja schon beim letzten Mal nicht wirklich gereicht, und 2009 ist für Duisburg die Mekka-Zeit definitiv zu Ende. Ob wenigstens der Tüchtige mit seinem ihm zustehenden Glück noch wird weiterregieren dürfen?
Wir wissen es nicht. Aber wenn, dann fragt sich: wie? Oder wo? – Bestimmt nicht in Mekka. In Jamaika? Duisburg – ein Mekka für vom Grasrauchen benebelte Birnen, die beim süßen Klang der Reggae-Musik von der Erlösung in Äthiopien träumen?

Lieber Gott, bitte habe ein Einsehen mit uns Sündern an Rhein und Ruhr! Lass dies bitte, bitte nicht zu! Und sage bitte nicht wieder, da müssten wir uns selbst drum kümmern; schließlich dürften wir ja wählen!
Kommst Du mir so, lieber Gott, dann ziehe ich gen Mekka: die Sonne putzen!

Werner Jurga, 14.11.2008:

 

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