einfach nur albern

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg heißt es im Kopf dieser Homepage.
Zugegeben: richtig modern klingt das nicht. Internet-Zeitung, das hört sich nun nicht gerade wie Web 2.0 an. Und dann der Name: jurga.de. – Ja richtig, die Webseite heißt wie ich (allerdings ohne .de am Ende). Gilda hilft mir hier und da, ansonsten mache ich alles allein. Und ja, ich bin nicht ganz so modern. Wer weiß warum …

Ich weiß aber, warum ich das mache. Weil Schreiben Freude macht. Weil ich meine freie unabhängige Meinung äußern kann. Und weil es Leute gibt – Sie zum Beispiel -, die diese zur Kenntnis nehmen. Das kostet nur wenig Geld, jedoch eine Menge Zeit. Aber die ist es mir wert. Ich äußere nämlich meine Meinung über Politik. Und nicht – allenfalls in Ausnahmefällen – über Politiker. Und ganz klar ist: das Privatleben ist tabu.
Und genau deswegen hat es etwas gedauert, bis dieser Beitrag ins Netz gestellt werden konnte. Denn die Wirklichkeit hat mich mit der Nase drauf gestoßen: es gibt Situationen, da ist das Private politisch, und das Politische privat. Ach, was rede ich: Situationen? Hand aufs Herz: eigentlich ist es doch immer so. Schließlich sind wir alle nur Menschen.
Aber was jetzt? Bereits am 23. Juli ging die Nachricht durch die Medien. Was sollte ich jetzt machen. Am Prinzip nichts Privates krampfhaft festhalten? Oder mich der Tatsache stellen, dass wir es hier zweifellos mit einem Politikum zu tun haben?
Nach langen Diskussionen habe ich mich entschlossen, Ihnen das politisch Relevante nicht vorzuenthalten. Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht! Umso mehr habe ich darauf zu achten, nicht in billigen Voyeurismus abzugleiten. Es ist halt eine Gratwanderung.


Lafontaine gegen Müller

Ihnen dürfte sicherlich bekannt sein, dass Oskar Lafontaine, der Partei- und Fraktionsvorsitzende der Linken, verheiratet ist mit Christa Müller, und zwar seit sechzehn Jahren. Das Paar hat einen gemeinsamen zwölfjährigen Sohn.
Und die Kinder – ein Ergebnis dieser stundenlangen Diskussionen – leiden ja immer am meisten drunter. Oder meinen Sie etwa, es sei für den Jungen schön, wenn er in der Welt vom 24. Juli lesen muss:
Und doch schafft es Lafontaine, der im Saarland meist „Oskar“ genannt wird, mit Geschick und Witz, das Publikum immer wieder für sich einzunehmen. Müller kassiert zwar immer wieder Applaus, etwa wenn …
… so! Und genau dies hier zitiere ich nicht weiter – aus den genannten Gründen. Politischen Gründen, versteht sich. Oder wegen des armen Kindes. Ich meine, der Junge weiß es natürlich besser als jeder von uns. Und doch ist es ja immer noch etwas anderes, wenn so etwas in der Zeitung steht:
Immer wieder streiten Müller und Lafontaine über Zahlen und Statistiken.
Schlimm so was.

Focus Online hatte den Reigen schon am 23. Juli begonnen mit Müller vs. Lafontaine - Einschießen an der Saar. Laut FAZ vom 24. Juli wirkt Müller im Vergleich mehr unter Druck, fällt dem Kontrahenten des öfteren ins Wort. Bei n-tv finde ich am Samstag, 25. Juli 2009 im Internet:
 

Lafontaine greift an: "Müller in die Wüste schicken"

So oder so ähnlich – könnte ich mir jedenfalls vorstellen – haben die diese rein private Geschichte auch im Fernsehen gebracht. Und wenn es der Junge nicht gesehen hat, dann hat es bestimmt ein Klassenkamerad gesehen. Was machen die Leute nur?!
 

Lafontaine sollte sich mäßigen

Was auch immer vorgefallen sein mag, Lafontaine sollte bedenken, dass er Müller nicht einfach in die Wüste schicken kann. Wie redet er nur über die Mutter seines Kindes?!
So eine nette Frau! Ich möchte nur einmal zitieren, was die Augsburger Allgemeine schon vor anderthalb Jahren über diese gute Mutter geschrieben hat:
Der Augsburger Bischof Walter Mixa und die Frau von Linken-Chef Lafontaine, Christa Müller, sind offenbar in vielen Fragen einer Meinung. Der bistumseigene Sankt Ulrich-Verlag hat jetzt ein Buch der Politikergattin mit dem Titel "Dein Kind will dich" herausgebracht ...…
Selbst lebt die Ehefrau des Linken-Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine übrigens bereits so, wie sie und Mixa es für möglichst viele Frauen fordern: Statt ihre vielversprechende Karriere in der Politik fortzusetzen, kümmert sie sich derzeit vorwiegend um ihren elfjährigen Sohn.

Das Buch von Christa Müller heißt Dein Kind will dich - Echte Wahlfreiheit durch Erziehungsgehalt. Darin fordert Christa Müller Umdenken in der Familienpolitik.
Und deshalb dreschen die alle so auf die gute Frau ein. Einerseits will jeder mehr Kinder, andererseits scheint die deutsche Mutter heutzutage nichts mehr zu zählen. Die FAZ behauptet, Lafontaine-Gattin Müller sei die Eva Herman der Linken.
So schnell wird man von politischen Gegnern ins Abseits gedrängt. Will die FAZ sich etwa mit der jetzigen Geburtenrate zufrieden geben? Eigentlich sollte diese feine Zeitung doch begrüßen, dass Christa Müller auch sehr klar formuliert, wer demnächst Kinder bekommen soll. Sie möchte nämlich die Reproduktion des asozialen Milieus begrenzen.
Der ganze Ärger, den sie sich mit ihrem Einsatz für die deutsche Mutter eingehandelt hat, konnte freilich auch nicht ohne Folgen für ihre Ehe bleiben. Die Grünen fordern, Lafontaine solle sich von seiner Ehefrau distanzieren, ist zu lesen.

Gut, möchte man meinen, das kam vom politischen Gegner. Was aber, wenn so etwas auf die eigene Partei überschwappt. Vom Parteitag der Linken wurden Buhrufe für Christa Müller berichtet.
Keine Frage: eine schwierige Situation für Lafontaine. Ein Mann in der Zwickmühle: Parteivorsitzender und Ehemann gleichzeitig. Nun raten Sie mal, was er gemacht hat! Nun mal keine Vorurteile: der Mann läuft nicht immer weg, wenn es ernst wird. Diesmal blieb Lafontaine ganz cool da, im Saal. Und? Na?
Die Wirkung des Auftritts seiner Frau dürfte ihn nicht überrascht haben. Lafontaine hob nicht mal die Hand, als über den Antrag zur Familienpolitik entschieden wurde.

Diese Geschichte liegt nun mehr als ein Jahr zurück. Ging da schon all das los, was jetzt bei der Schlagzeile Lafontaine greift an: "Müller in die Wüste schicken" angekommen ist?

Werner Jurga, 27.07.2009

 

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