Trotz alledem, man kennt ja die Politiker, wie leicht könnte es passieren, dass selbst in einer solch hübschen Stadt im Grünen verkrustete Strukturen und so entstehen. Müsste nicht einmal frischer Wind in die Homberger Ortspolitik geblasen werden? Sollte sich auch Homberg nicht von dem Diktat der etablierten Parteien erholen? Ab mit der Stadt im Grünen in die Reha-Klinik! Die folgende Geschichte ist erfunden. Nicht ganz frei erfunden, weil auch Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Personen oder Ereignissen zwar zufällig, aber nicht rein zufällig sind. Egal – lassen wir mal der Fantasie freien Lauf. Für eine Fernsehserie oder so. Wie die in Rumeln-Kaldenhausen („Die Stadt in RTL 2”). Das Drehbuch. Also: angenommen
Homberg muss in die Reha
Da gründen wir als erstes einmal eine Partei. Da sind wir zwar an sich gegen; aber wir müssen ja ins Rathaus kommen. In das Parlament des Stadtbezirks, das wir – obgleich selbst Stadt – mit Menschen aus Ruhrort („Die Stadt im Tatort“) und Baerl („Die Stadt bei Rheinberg“) teilen müssen. Nennen wir unsere Partei einfach mal „Reha“ – nee, das ist blöd. Besser: „KUR“. Ja, das ist es. Als Chef nehmen wir uns einen, der eine Macke hat – schon wegen des Kurantrags. Nennen wir ihn hier mal spaßeshalber „Mack“. Wir müssen natürlich – schon wegen der Einschaltquote – mit Stereotypen arbeiten. Drama, Baby, Drama – und etwas Action. Sagen wir also, die „KUR“ zieht wirklich mit „Mack“ ins Parlament ein. Die ganze Serie spielt natürlich hauptsächlich in einer Kneipe, in der so der ganze Dorfkrempel verhackstückt wird. Damit es aber nicht langweilig wird, muss sich – habe ich mir so gedacht – dieser „Mack“ etwas zu Schulden kommen lassen. Parteispende, Parteikasse – das wäre unglaubwürdig, würde uns keiner abkaufen. Also sagen wir einfach: der „Mack“ verwaltet in der Stammkneipe den Sparclub und … ja, mein Gott, haben Sie eine bessere Idee? – Da können wir dann doch zeigen, dass der Wirt so richtig sauer ist. Was weiß ich: weil der selbst auch eingezahlt hat … der Ruf seiner Gaststätte … sagen wir: am besten beides! Einen Namen für den Wirt hätte ich auch schon: „Sauer“. Hören Sie, so ist das bei uns, so eine Story muss schon einfach gestrickt sein. Also, der „Sauer“ ist sauer, der „Mack“ hat ´ne Macke; aber weil der die Soap im Grunde trägt, zieht der danach noch die große Demutsshow ab. Sagt so Sätze wie: „Es tut mir ja so leid!“ und bittet darum, „meine Person nicht zu sehr zu verurteilen, wir alle sind Menschen und machen Fehler."
Ich sage Ihnen, so eine Seifenoper kommt an. Wir müssen für die zweite Staffel schon jetzt einen Nachfolger als Parteichef klarmachen. Einer von den Pappenheimern, die immer beim „Sauer“ in der Kneipe saßen. Als Name schlage ich vor: „Pappenheim“. Wir suchen auch schon Darsteller, ja: vor Ort in Homberg. Die Lokalzeitung berichtet schon drüber. In der NRZ vom 30. August steht: Wie zu hören ist, stehen ehemalige Mitglieder aus SPD und CDU bereit, um für die KUR ins Rennen zu gehen. Klasse, nicht wahr. Und am 1. September steht in derselben Zeitung, dass sich bei der Homberger SPD jemand „als Opfer einer Intrige“ fühlt.
Über die Gründe, warum die Genossen ihn fallen ließen, könne er nur spekulieren. „Ich habe noch nie so viel Heuchelei und Unehrlichkeit erlebt wie in den letzten Wochen. Bei manchen Leuten aus meinem Ortsverein kostet es mich Überwindung, mich mit ihnen überhaupt noch an einen Tisch zu setzen”, sagt er. Er hat keine Ahnung, was gelaufen ist, sagt er, hält die anderen aber alle für A… Sie wissen schon. Das ist unser Mann. Den fragen wir auf alle Fälle mal.
Mit so einem können sich unsere Zuschauer identifizieren. So ein „Mack“ oder „Pappenheim“ – alles schön und gut. Aber der von der SPD, der so sauer ist wie der „Sauer“ – der ist es. So einen brauchen wir!
Werner Jurga, 03.09.2008
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