Islamofobie

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Sozialisten gegen Islamofobie

 

Auf ihrer Internetseite* („das islamische Portal“) berichtet uns die IGMG, also die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs, seit Montag hocherfreut, dass „Sozialdemokraten gegen Antiislamismus vorgehen“ wollen. Klar: denn Milli Görüs ist islamistisch, strebt – wenn auch zunächst nur in der Türkei – einen Gottesstaat an, in dem dann die Bildung von Kommissionen ein schwieriges Unterfangen werden dürfte.
 

Aber so weit sind wir ja (noch) nicht: die PES, also die Sozialdemokratische Partei Europas, zu der freilich auch die SPD gehört, hat jetzt eine Kommission gegen Islamfeindlichkeit gegründet. Von einer Kommission gegen Judenfeindlichkeit ist mir genauso wenig bekannt wie von einer Kommission zur Bekämpfung des Islamo-Faschismus. Nein, es geht um die Bekämpfung der Islamo-Phobie. Schon mal die neue Schreibweise gefällig: Islamofobie.

Stellvertretende Vorsitzende ist die türkischstämmige Genossin Emine Bozkurt. Sie ist zuversichtlich, dass anstelle der „jüdisch-christlichen“ Kultur in Europa „in den kommenden Jahren“ eine „jüdisch-christlich-islamische“ treten werde. Na prima, deshalb SPD!

Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, was eine „jüdisch-christlich-islamische“ Kultur ist – Frage: sind wir in der Partei, um uns für eine derart verquaste Himmelskomik einzusetzen. Ich dachte, wir seien für eine aufgeklärte Welt, säkular. Jeder glaubt, an wen oder was er will. Humanistische Ideale in einem humanistischen Menschenbild (muss ja nicht nur Renaissance-Humanismus sein). Für Altmodische vielleicht: sozialistische Ideale.

In den 70er und 80er Jahren waren diese in der Welt zwischen Marokko und Indonesien weit verbreitet. Das passte nicht jedem Militärdiktator jederzeit. Etwas anderes war aber wesentlich dramatischer für unsere Genossen in der islamischen Welt. Bevor die Gotteskrieger loszogen, Ungläubige in aller Welt zu massakrieren, haben sie zunächst einmal zu Hause für Reinheit gesorgt. Und Sozialdemokraten und Sozialisten, Liberale und Kommunisten, Feministinnen und Schriftsteller einen Kopf kürzer gemacht. Wenn auch heute (inzwischen Schwerpunkt: weltweiter Dschihad) immer noch jemand den Mund aufmachen sollte, wird er (oder sie) halt getötet. In Arabien sowieso, aber auch in der Türkei, und auch in Berlin, vielleicht auch in Duisburg. Da ist es gut zu wissen, dass Europas Sozialisten, ihre Sozialdemokratische Partei Europas, jetzt endlich eine Kommission gegen Islamofobie hat. Nicht dass noch frisch importierte türkische Jungfrauen einem Ehrenmord zum Opfer fallen ...

Was mich selbst betrifft, in aller Bescheidenheit: seit nunmehr 45 Jahren lebe und arbeite ich – mal mehr, mal weniger – mit Türken zusammen. Ich bilde mir ein, mehr für türkische Einwanderer getan zu haben als manch islamischer Hinterwäldler: Aber auch unsere SPD-Genossen könnte man doch mal fragen, ob ihre kemalistische Vaterlandsliebe noch auf der Höhe der Zeit ist.

Dabei fällt mir ein: hat eigentlich schon mal jemand gefragt, ob die Bildzeitung immer für eine absolut zuverlässige Quelle ist, oder nur, wenn die Haftbedingungen in einer 30-Mann-Zelle bei 40-Grad-Celsius als ganz okay gelten?

 

Werner Jurga, 9. August 2007

 

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