Janssen fordert mehr Hausmeister

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Das habe ich nun schon wiederholt versprochen: über Karl Janssen schreibe ich nichts mehr. Und schon gar keinen Klamauk. Aber “auf Nummer sicher†bin ich in diesem Fall schon gegangen. Nie dieses Versprechen, jedenfalls hier nicht, ohne ein „es sei denn …“

Und, obwohl mir dies in den letzten Tagen – wie wohl jedem von uns – nie so ganz aus dem Kopf gegangen ist, das war klar: zu Winnenden schreibe ich sowieso nichts! Es hat mich gewurmt, wer sich so alles berufen fühlt, zu diesem furchtbaren Massenmord eines Jugendlichen seine Anmerkungen zu machen. Wie es wohl zu dieser Katastrophe kommen konnte, was man jetzt unbedingt ändern müsse.
Mitunter habe ich am Küchentisch so böse Gift und Galle geätzt, und mir fast schon vorgenommen, daraus eine Kolumne zu machen – aber selbstverständlich konnte ich mich bremsen. Viele Anregungen waren aber auch so was von beknackt!
Die Fassung wieder gewonnen, konnte ich das ganze Mediengeschehen hierzu weitaus gnädiger betrachten. Die Politiker müssen etwas sagen; das wird einfach erwartet. Die Psychologen werden gefragt, müssen also auch irgendetwas sagen. Und die Journalisten sowieso. Na klar: ich habe auch die Kommentare gelesen, und ich hätte mich auch gewundert, wenn irgendeine Zeitung dazu nichts gebracht hätte. Und außerdem war ja auch nicht alles dummes Zeug. Und die vielen Blogger, die dazu schnell etwas gesagt haben? – Ja Gott, den einen verschlägt dieses Blutbad die Sprache; die anderen wollen ihrem Entsetzen irgendwie Luft machen. Beides ist menschlich.

Aber dass jetzt Schuldezernent Karl Janssen es unter dem Eindruck der furchtbaren Ereignisse in Winnenden für ganz entscheidend hält, dass Schulgebäude nicht unbemerkt von Jedem betreten werden können, ist wirklich nervig. Ich weiß, Bundespolitiker und Polizeigewerkschafter haben dies auch gefordert. Aber erstens viel kürzer nach diesem Amoklauf, und zweitens  - wie gesagt: die müssen. Und drittens haben sie in Erwägung gezogen, mal zu überlegen, und nicht gleich eine konkrete Forderung parat gehabt. Doch Janssen weiß genau Bescheid: 

"Wir brauchen mehr Hausmeister"

Sie müssten auf dem Gelände wohnen, ihren Arbeitsplatz am Schuleingang haben und in die Tagesabläufe eingebunden sein, fordert der Schuldezernent. Und ich wäre der Letzte, der etwas dagegen hätte. Ich halte zwar den ganzen Ansatz einer besseren Kontrolle der Schulgebäude für verfehlt, weil ich meine, ein entschlossener Killer könne vor Beginn oder nach Ende der Schulzeit auch vor dem Gebäude auf hinreichend Opfer für ein Massaker treffen. Aber ich mag ja irren, und Einlasskontrollen sind vielleicht ein Mosaikstein, um derartige Untaten zu erschweren.
Auch Janssen scheint keineswegs seinen Vorschlag als Allheilmittel zu sehen. Sagt er doch: "Wir leben aber in einer Gesellschaft, in der Gewalt immer subtilere Formen annimmt. Das fordert von uns allen, noch genauer hinzusehen und noch besser hinzuhören."
Dies erinnert an die „Kultur des Hinsehens“, die die Bundeskanzlerin vor gut einem Jahr eingefordert hat. In einem anderen Zusammenhang, nämlich der von den Eltern begangenen Kindstötungen. Doch dies scheint mir die Richtung zu sein, in die vor allem nachgedacht werden muss, ob es nun um das eine oder das andere Morden geht.

Wenn Janssen also gar nicht so eindimensional auf die Schulhausmeister fixiert ist, warum zieht er sich dann meinen Unmut zu? – Fragen wir doch einmal anders: warum bezeichnet der Dezernent dann seine Stellenforderung als – noch mal - unter dem Eindruck der furchtbaren Ereignisse in Winnenden für ganz entscheidend?
Antwort: weil er nun einmal so bräsig ist, wie er ist. Ob es nun clever ist oder einfach nur pietätlos, den Winnenden-Schock für ein – zweifelsohne berechtigtes – politisches Anliegen zu instrumentalisieren, mag Geschmackssache sein. Da neige ich nicht zum Moralisieren. Aber eine – im übrigen jederzeit gut begründbare – Forderung mit vulgärpsychologischem Geschwafel zu unterlegen, das zudem im guten Kern nicht zur guten Forderung passt, ist wirklich ärgerlich.

Wie oft hat man über Janssens selbstbewusstes Parlieren scherzen und schmunzeln können?! Diesmal will es nicht so recht. Jeder versucht irgendwie, auf seine Weise den Horror von Winnenden zu verarbeiten, zu verdrängen, zum Denken zu nutzen oder jedenfalls irgendwie damit fertig zu werden. Und dann kommt Janssen mit seiner unnachahmlichen Art. Das geht einem wirklich an die Nerven.

Werner Jurga, 14.03.2009

 

Sämtliche Zitate - blau und kursiv dargestellt - entstammen dem Artikel "Wir brauchen mehr Hausmeister"
der RP Duisburg vom 13.09.2009.

 

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