Karl Janssen und der Ruhrbischof

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Das ist natürlich bitter für den Chef. Der Beitrag über den Oberbürgermeister ist bereits fest zugesagt – und dann kann selbst ich nicht anders. Kaum wird etwas von einem seiner Dezernenten in der Öffentlichkeit bekannt, rutscht Sauerland in meinem Stapel nach unten und Janssen kommt dahin, wo er hingehört: ganz nach oben. Ein Top-Mann eben. Da nützen Sauerland seine Kontakte zu mir gar nichts; für mich gilt eben: Pflicht ist Pflicht. Der arme Adolf!
Ich wusste, dass es so kommen musste. Karl Janssen stellt halt alles Andere und jeden Anderen in den Schatten! – Wenn er auftaucht ... nein, ich meine nicht gestern bzw. vorgestern, als er die Vertragsverlängerung für Jonathan Darlington bekannt gab. Übrigens: der Darlington müsste auch mal wieder zum Frisör.

Karl Janssens Liebe zur Musik

Des Kulturdezernenten Liebe zur klassischen Musik im allgemeinen Musik und zu den Duisburger Philharmonikern im besonderen ist ja – spätestens seit der gemeinsamen China-Tournee im letzten Herbst – einer breiteren Duisburger Öffentlichkeit bekannt. Dafür hätte der Kommentar zum WAZ-Bericht „OB ist guter Hoffnung“ nicht zwingend weichen müssen.
Das ist nicht neu. Darlington und die Duisburger Philharmoniker – da geht die Begeisterung schon mal durch mit Karl Janssen. Da klatscht er auch schon mal, wenn irgendwelche Spießer meinen, dass es sich jetzt noch nicht gehöre. Steife Typen, denen geht es nur um Etikette, nicht um den Genuss. Auch dieser Darlington selbst; erklärt der sogar den kleinen Kindern, wann man darf und wann nicht. Ja - da war der Karl selbst dabei!
Aber da Janssen um seinen Hang zur Euphorie weiß und auch, dass gerade in China auf Althergebrachtes besonders großen Wert gelegt wird, hatte er, wann immer es eben ging, Konzertbesuche im Reich der Mitte gemieden.
Nein, Janssen und der Dirigent – das ist zwar die letzte Meldung, bietet aber substanziell nichts Neues. Deshalb heißt dieser Text ja auch „Karl Janssen und der Ruhrbischof“. Dieser Event ist zwar nicht mehr ganz so neu, er ereignete sich bereits am 2. Juni. Aber die Presse schweigt ihn ja tot. Gut, dass wir den Wochen-Anzeiger haben; sonst hätte ich wohl nie davon erfahren. Ich sollte eben häufiger den Internet-Auftritt des Ruhrbistums Essen besuchen ...
Aber von Karl Janssen hatte ich mir freilich auch schon zuvor ein Bild machen können – auch ohne Gottes Beistand. Klassische Konzerte und Kirche – das ist so die Welt des Duisburger Kulturdezernenten – und natürlich die Politik. Als er im Frühjahr etwas ausgepowert war, und alle Welt sich fragte „Was macht eigentlich Karl Janssen?“, habe ich Sie vertröstet mit dem Schlusssatz:
„Aber er kommt wieder – so sicher wie das Amen in der Kirche.“
Und? – Keine vier Wochen später, Janssen mitten drin statt nur dabei – bei einem Top-Act. Sehen Sie sich das Bild mit den fünf Herren genau an! Hallo! Sie müssen jetzt noch mal auf das Bild klicken, damit Sie es auch richtig sehen können!

Karl Janssens Liebe zur Kirche

Nun gut, der Duisburger Beigeordnete nicht ganz genau in der Mitte, sondern halblinks. Okay, in echt halbrechts. Der Herr Dr. Ruhrbischof scheint ganz links zu sitzen. Das haben jetzt auch Sie verstanden: in Wirklichkeit rechtsaußen. In seiner Kluft und mit seinem Blick, zu dem mir das passende Adjektiv fehlt, weil nur ein katholischer Bischof den so und nur so drauf hat, schafft Hochwürden noch zusätzlich Distanz zu den Sündern und setzt sich so – im Grunde für jeden offensichtlich – noch weiter ab. Nach links, wie es aussieht. In echt nach rechts, wie man sich schon hätte denken können. Und so redet er dann auch: „Der Mensch ist mehr als nur ein Kostenfaktor“. Irgendwie links, scheinbar, der Boss des „Sozialbistums Essen“ – schauen wir uns demnächst mal näher an.
Zunächst interessiert uns nämlich – das muss der liebe Gott verstehen – niemand Anderes als unser Karl Janssen. Da musste er nun sitzen; denn er wollte da ja sitzen. Eingeklemmt zwischen seiner Arbeiterheiligkeit und einem von der Konkurrenz. Evangelischer Pfarrer, auch Abteilung Arbeiter, Soziales und so. Der natürlich ganz locker in Räuberzivil, weder Kutte noch Schlips, die Beine lässig übereinander geschlagen, so ein bisschen Jürgen Fliege, „wünschte sich, dass Christen sich mehr in öffentliche Belange einbringen.“ Schon dieser Sound, da hat natürlich Hochwürden diesen Ungläubigen, der behauptet, Pastor einer „Kirche“ zu sein, böse angeschaut. Was diesem Tünnes freilich piepeschnurz war. Und unser frommer Karl, katholisch, versteht sich, mitten drin statt nur dabei.
Jetzt hieß es freilich: nur nicht auffallen! Kein Mucks, fromm gucken, Beine schön auf den Boden, Hände falten. Sieht aber blöderweise auch nicht so richtig gottgefällig aus. Finde ich jedenfalls, was allerdings auch an meiner schmutzigen Phantasie liegen kann. Und dann musste, äh: durfte er auch noch etwas sagen, unser Karl Janssen, Beigeordneter der Stadt Duisburg für Familie, Bildung und Kultur. Nun war ich ja nicht dabei, kann also nicht sagen, ob er das wirklich gesagt hat. Janssen kann ja auch nicht hingehen und das einfach mal so dementieren, nicht beim lieben Gott seinem Bodenpersonal.

Karl Janssens Liebe zu den Armen und Arbeitslosen

Es steht geschrieben, dass es sich zu jenem Abend des 2. Juni ergab, dass der Karl aus Münster in der Karmelkirche zu Duisburg sprach, „dass es Betroffenheit und Scham gebe, die Armut und Hilfe anzunehmen.“ Was aber wollte uns dieser Karl Janssen damit sagen, als er diese Worte „in der Gesprächsrunde betonte“. Wollten die einen etwa die Armut nicht annehmen, die ihnen der Herr hat zukommen lassen. Waren die anderen etwa so besch..., wie sagt man noch, ach ja: beschämt, dass sie die Hilfe nicht annehmen wollten, die ihnen zwar nicht der Herr und schon gar nicht seine Gefolgsleute auf des Reviers Erden hatten angedeihen lassen wollen, dafür aber die Gefolgsleute der Kaiserin, die da Sozialbeamte geheißen worden?
Wir wissen es nicht; wir wissen ja nicht einmal, ob er dies überhaupt so gesagt hat.
Aber eins weiß ich, das hat er ganz bestimmt so gesagt, das ist unser Karl Janssen in seiner unnachahmlichen Art, wofür wir ihn kennen und lieben gelernt haben. So etwas bringt nur er! Achtung!

Karl Janssen betonte, „dass das Thema Armut und Arbeitslosigkeit Duisburger Bürger ,sehr emotional´ beschäftige.“
Super, Karl Janssen! Gut, dass Sie es mal gesagt haben. Arbeitslosigkeit, wie sich das schon anhört. Aus diem Thema müssen endlich mal die Emotionen raus!

Werner Jurga, 20.06.2008                                 mehr von Karl Janssen hier

 

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