Kommunismus und Energieversorgung

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Wie schnell so etwas geht! Wie schnell die Menschen vergessen!
Insbesondere ihre Tragödien. Wahrscheinlich müssen wir verdrängen, damit wir irgendwie leben und überleben können. Aber trotzdem: dass es jetzt schon wieder so weit ist …
Es ist nicht zu fassen!

Ich gebe zu: selbst mir fehlte es an der nötigen Wachsamkeit. Dabei sind die Zeichen des herannahenden Unheils schon seit knapp einer Woche eigentlich nicht mehr zu übersehen. Da machte „meine“ Zeitung auf mit der Schlagzeile
 

Die NRW-Linke will RWE und Eon verstaatlichen

„Verstaatlichen“ – da hätte ich wach werden müssen. „Verstaatlichen“ – das riecht doch schon nach Kommunismus und Stasi, nach Mauer und Stacheldraht. Kein Wunder, „die Linke“, das sind ja auch genau diese Kameraden. Besser gesagt: Genossen. Aber sie tarnen sich natürlich geschickt, diese Kommunisten. SED, das war eigentlich auch schon so ein Tarnname – anstelle von KPD. Dann SED-PDS, dann PDS, dann PDS - die Linke, jetzt nur noch die Linke. Wer soll da noch durchblicken?! Da hat man mal nicht aufgepasst.

Und keine Woche später, schon ist es fast soweit. Gestern vermeldet die FTD exklusiv: „Großunternehmen in Deutschland drohen harte Zeiten.“ Das muss man sich nur einmal vorstellen! Die wollen, ich zitiere, „die neue Bundesregierung ermächtigen, Großkonzerne notfalls zu zerschlagen.“ Ermächtigen – ich sag nix.
Man „plant Konzernzerschlagungen“, legt das Handelsblatt nach. Aber wer liest denn so etwas? Unsereins kriegt ja gar nicht mit, wenn es der Freiheit an den Kragen geht. Bis es dann schließlich auf die Titelseite „meiner“ Zeitung angekommen ist. Heute hat es auch die WAZ mitbekommen. Man will
 

Großkonzerne notfalls zerschlagen

So steht es heute ganz oben in der Mitte auf der Seite 1 der WAZ. Tatsache. In der Printausgabe. Dass der Bericht online nicht zu finden ist, macht mir, wie Sie sich vielleicht vorstellen können, ernstlich Sorge. Auch der dazugehörige Kommentar des Chefideologen Thomas Weis, der einen „Schutz vor Großkonzernen“ verspricht, steht nicht im Internet. Hoffentlich sind die beiden Links, die ich oben zur Financial Times und zum Handelsblatt gelegt habe, noch nicht lahmgelegt.
Auf derWesten.de sieht es so aus, als sei die Einführung des Kommunismus schon über die Bühne gebracht. Das einzige, was wir hier in dieser Sache zum Thema „Koalitionsverhandlungen“ finden, ist dieser Link:
„Ronald Pofalla kämpft ums Zentralkomitee.“ Entsetzlich: der jetzige Generalsekretär heißt jetzt „Sozialminister in spe“.

Ach so, was ich vergessen habe zu erwähnen: die haben sich jetzt schon wieder neue Namen gegeben. Tarnnamen, versteht sich. CDU oder FDP oder Schwarz-Gelb oder besonders hinterlistig: „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“, abgekürzt: INSM. Logisch: die alte soziale Marktwirtschaft wollen sie ja abschaffen.
Deren Geschäftsführer Max Höfer, lese ich auf der ersten Seite der heutigen WAZ, ist voll des Lobes für die „schwarz-gelben“ Absichten. „Großkonzerne müssen bei Schwarz-Gelb um ihre Existenz bangen“, lautet der erste Satz des heutigen Aufmachers. „Wer den Markt beherrscht, kann Preise diktieren“, agitiert der genannte INSM-Funktionär. Und weiter heißt es – nicht klar erkennbar, ob INSM oder WAZ, egal: unter den neuen Bedingungen vermutlich sowieso alles gleichgeschaltet: „Ein Beispiel ist die Energiebranche. Eon, RWE, Vattenfall und EnBW kontrollieren den Markt.“
Verstaatlichen, zerschlagen – allein schon dieses Vokabular! Kommunistische Kampfausdrücke. Es riecht nach Revolution. Und wie soll das aussehen, wenn RWE dann zerschlagen ist? Leute, ich brauche Strom!
Ich werde das Gefühl nicht los, dass hinter Alledem die Grünen stecken. Überlegen Sie nur einmal: die Linken wollten ja nicht nur RWE und Eon, sondern auch ein Recht auf Rausch. Ja, wo kommt das denn alles her?! Und jetzt – getarnt als Schwarz-Gelb – ist plötzlich die Rede von Jamaika. Ich meine, da ist Kiffen Religion. Und da fällt ständig der Strom aus.

Wenn es hier einmal so weit gekommen ist, da können Sie im Ernstfall nicht einfach bei RWE anrufen und sagen: „Leute, macht das mal wieder klar!“ Wenn Sie dann anrufen, meldet sich an der anderen Leitung der Generalsekretär des Zentralkomitees, der Pofalla, und sagt: „Tut mir leid, Genosse, Strom habe ich auch nicht. Ich bin hier nur für das Soziale zuständig.“

Werner Jurga, 13.10.2009 

 

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