Liebäugeln mit der Schrottprämie

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Ja, und hier – ? Die ganz verbockte
Liebe gute SPD.
Wer von Beiden? Hilferlieschen
Blühn so harmlos doof und leis
Wie bescheidene Radieschen:
Außen rot und innen weis“


Stark angelehnt an: Feldfrüchte, Kurt Tucholsky 1926

 

„SPD liebäugelt mit der Schrottprämie“

titelte vorgestern die Financial Times Deutschland.
„Gar nicht so lange her“ heißt es seit vorgestern auf meiner Startseite. In diese Rubrik stelle ich zwei oder drei eigene Texte, die zwar schon einige Wochen oder gar Monate alt sind, aber deren Bezug zu den aktuell diskutierten Fragen offenkundig ist. Es kann auch gar nicht so lange her gewesen sein, als ich sie geschrieben habe; denn diese Webseite gibt es ja erst seit gut einem Jahr.

Und es ist überhaupt lange nicht so lange her, dass ich überwiegend satirische Texte verfasst habe. Damals, also bis vor einigen Monaten, als am Kopf der Seite – sicher ist sicher – noch „politisch-satirisch“ zu lesen war. „Lästermaul“, sagten die einen – zu Recht. „Pasquillendichter“ die anderen - zu Unrecht. Denn der Pasquillant treibt ja sein Unwesen im Dunkeln. Oder im Blog derWesten …
Wieder andere – doch, doch: Plural! - behaupteten, ich versteckte mich hinter der Maske (hilfsweise: Mäntelchen) der Satire. Leute gibt es! Na gut, jetzt ist ja gut: es ist ja längst Schluss mit lustig.

Verschrottungsprämie trifft den Nagel auf den Kopf

Schade eigentlich: Sie können sich ja gar nicht vorstellen, was mir bei einer Überschrift wie „SPD liebäugelt mit der Schrottprämie“ so alles in den Sinn kommt. Da hätte sich so einiges aufgedrängt, wie von selbst. Selbst wenn nicht die „Schrottprämie“ zum Einsatz gekommen wäre, sondern die Verschrottungsprämie. Zugegeben ein ebenfalls etwas eigenartiger Begriff, trifft aber das, was gemeint ist, sozusagen: den Nagel auf den Kopf.
Aber nur einmal angenommen, Sie hätten noch nie etwas von der ominösen Schrottprämie gehört, lesen dann aber eine Überschrift, der sie entnehmen können, die SPD liebäugele mit ihr. Also mit der Schrottprämie, vermutlich nicht mit der Überschrift. Was denken Sie denn dann? Gar nichts?
Das ist okay; keine Sorge, da wären Sie nicht der Einzige.
Wie bitte? – Sie lesen zunächst einmal den Artikel, bevor sie sich etwas denken? Entschuldigen Sie bitte meinen belehrenden Ton: aber das geht leider nicht. Wenn Sie tatsächlich zu der Minderheit gehören, die den Artikel liest, dann doch deshalb, weil die Überschrift Ihr Interesse am Inhalt desselbigen geweckt haben muss.
Sollten Sie jedoch besagten Artikel tatsächlich bereits gelesen haben, zum Beispiel weil er seit zwei Tagen bei mir auf der Startseite verlinkt ist, dann - können Sie mir noch folgen? – sind Sie wirklich in einer vertrackten Situation. Sie
müssen sich ja jetzt fragen: „Was habe ich mir nur dabei gedacht, als ich da angeklickt habe?“ Das ist natürlich eine beschissene Situation; das tut mir wirklich leid!

Wo war ich eigentlich Stehen geblieben? –
Sie haben übrigens völlig Recht: ich sollte mal etwas an meinem Schreibstil machen. Irgendeine Schreibwerkstatt oder doch besser einen VHS-Kurs? Besser Werkstatt? Egal, auf jeden Fall müssen Form und Inhalt übereinstimmen. Wenn man etwas schreibt – hallo! Da waren wir doch gerade Stehen geblieben. Nehme ich an?
Oder beim Schrott? Was sollte das eigentlich mit diesen Radieschen? Auch das tut mir leid: dass ich so ein wirres Zeug schreibe. Richtiger Schrott!
Dann gehe ich also am besten erst einmal in die Werkstatt. Vielleicht bekomme ich dann von meiner Partei sogar eine Prämie. Wer weiß?

Form und Inhalt. Harmlos und bescheiden. Außen rot und innen weis.

Werner Jurga, 12.12.2008

 

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