Nathan der Weise

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

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Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise.
Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen

Klappentext
Wie alle Schriften Lessings, schrieb Heinrich Heine, hätten auch seine Dramen "eine soziale Bedeutung, und Nathan der Weise ist im Grunde nicht bloß eine gute Komödie, sondern auch eine philosophischtheologische Abhandlung zugunsten des reinen Deismus. Die Kunst war für Lessing ebenfalls eine Tribüne, und wenn man ihn von der Kanzel oder vom Katheder herabstieße, dann sprang er aufs Theater, und sprach dort noch viel deutlicher, und gewann ein noch zahlreicheres Publikum.

Gotthold Ephraim Lessing

Lessing stimmt in seinem "dramatischen Gedicht" einen "Triumphgesang der Vernunft" an, der Rezensent Rolf Michaelis singt wiederum ein Loblied auf das Stück selbst, "eines der zauberhaften, zwischen Tragödie, Komödie, Märchen, Requiem, Lehrspiel, schillernden Stücke, einmalig für das deutsche Theater". Michaelis bedauert, dass das Stück heute als "Langweilerei" gilt und rekonstruiert deshalb die historische Brisanz: Nachdem Lessing im Jahr 1778 vom Herzog Carl von Braunschweig verboten wurde, weitere Polemik gegen die orthodoxe Geistlichkeit seiner Zeit zu veröffentlichen, wich er auf das Medium Theater aus. Lessing hoffte in einem Brief an seinen Bruder, dass der Leser "an der Evidenz und Allgemeinheit seiner Religion zweifeln lernt". Rolf Michaelis wundert es nicht, dass beide christlichen Kirchen die Aufführung zu verhindern suchten, werden doch in diesem Stück die drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum, Islam als gleichberechtigt dargestellt. Lessing formuliert die heute nicht weniger brisante Frage: "Sind Christ und Jude eher Christ und Jude, /als Mensch?"

Perlentaucher Medien GmbH

 

Nathans Utopie vom Königreich der Himmel,

„Nathan der Weise", veröffentlicht 1779, lädt, wie kein anderes Stück aus dem 18. oder 19. Jahrhundert dazu ein, Bezüge zur Gegenwart herzustellen. Von allgegenwärtiger Toleranz zwischen den drei monotheistischen Weltreligionen, der Kernpunkt von Nathans Utopie, kann ja auch heute bei weitem noch nicht die Rede sein. Dennoch sollte man in Erinnerung behalten, dass diese "philosophische Komödie" von den Zeitgenossen primär als Teil des Ende des 18. Jahrhundert vorherrschenden Aufklärungsdiskurses verstanden wurde. Das "Nathan der Weise" damals wie heute solch eine Aktualität und Sprengkraft besaß und besitzt, beweist seine Unvergänglichkeit.

Rezension verfasst von
M. Dienstbier "Privatrezensent ohne finanzielle Vorteile" (Bochum/Freiburg)

 

 Der Kern des Spiels - die berühmte Ringparabel - konzentriert die Aussage und spitzt sie auf die oft blutige Konkurrenz der drei großen monotheistischen Religionen - Judentum, Christentum, Islam - zu. Allein ihre so vielfältig mögliche Auslegung inspiriert zu Deutung und gedanklicher Bemühung. Sind die drei Ringe - von denen keiner weiß, welcher der "echte" ist - nun in Wahrheit gleich wirksam? Muss sich über die Zeit der echte - dito die "rechte" Religion erst erweisen?

Abgesehen vom geistigen Potential bietet "Nathan" jedoch auch (das könnte zur Beruhigung GZSZ-et-cetera-affiner SchülerInnen angefügt werden :-)) lupenreine Soapunterhaltung - verschollene bzw. nie gekannte Nichten und Neffen, die plötzlich auftauchen, ein Liebes-, dass sich als Geschwisterpaar entpuppt, Unbekannte, die sich als Abkömmlinge guter Freunde erweisen... das hört man auch heute noch.

Rezension verfasst von
Melanie Holtmann (nowhere), Schülerin (?)

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