Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Gestern war es für mich noch „unvorstellbar“, auch heute mag ich noch nicht dran denken, und es ist auch wirklich unwahrscheinlich.

 Duisburg ohne Janssen

Ich hatte Sie ja schon vor einiger Zeit wissen lassen, dass es Karl Janssen eigentlich zum Deutschen Städtetag zieht. Und da sich inzwischen auch in Münster sein Betragen als Ballermann in Chinatown herumgesprochen hat, stellt sich die Frage, warum die Münsteraner ausgerechnet unseren Top-Mann Karl nehmen sollten. Zumal der dortige CDU-Chef selbst so gern Oberbürgermeister (OB) werden möchte.

Antwort: weil nun einmal ein Parteivorsitzender, wenn er nichts als das ist,  in aller Regel nichts zu sagen hat. Münster wird geführt von einer CDU / FDP – Koalition; wer koaliert dort also? Richtig: die Ratsfraktionen von Schwarz und Gelb. Also: wer hat das Sagen? Richtig: der Fraktionsvorsitzende. Und das ist CDU-Fraktionschef Heinz-Dieter Sellenriek, der nach eigenem Bekunden ein „gutes Verhältnis“ zu Janssen hat, wie die Münsterländische Volkszeitung heute berichtet. Und der findet nämlich: „Es steht im ausgesprochenen Interesse der Partei, dass wir wenigstens zwei Bewerber haben.“
Eigentlich komisch, dieses „ausgesprochene Interesse der Partei“, liebt doch der Wähler sonst doch eher das geschlossene Auftreten einer Partei, gerade in Personalangelegenheiten. Und noch mehr als „der Wähler“ liebt der Fraktionschef die Geschlossenheit; sonst wäre der Boss der Mehrheitsfraktion ja nicht das Machtzentrum. Allerdings: seit der Direktwahl des OB ist das mit dem Machtzentrum nicht mehr so ganz eindeutig; der hat seither nämlich auch richtig was zu sagen. Aber Dr. Berthold Tillmann, so heißt Münsters Noch-OB, scheint sich mit Sellenriek einig zu sein. Auch von ihm ist keine Solidaritätserklärung für den Parteivorsitzenden zu hören, sondern nur dieser eine Satz: Wahl bedeute eben auch Auswahl. (MVZ 10.01.2008)

Ich gebe zu: gestern hatte ich noch gedacht, der kann es nicht werden, der Karl Janssen, der will es auch nicht werden; denn so schlau ist er auch. Ihm reicht so eine parteiinterne Kandidatur als weiteres Stück Bewerbungsunterlage für den Städtetag. Heute weiß ich: da ist wirklich ein Zweikampf in der CDU Münster. Und wenn unser Karl schon mal den OB und den Fraktionschef auf seiner Seite hat, dann ist es ja doch

nicht ganz unvorstellbar

dass wir hier in Duisburg auf diesen Top-Mann verzichten müssen. Zumal die CDU Münster ihren OB-Kandidaten nicht auf einem Parteitag wählt, auf dem sich der Parteichef unnötig in den Vordergrund spielen könnte, sondern auf einer  „Funktionsträgerkonferenz“: rund 100 Funktionsträger der CDU Münster – unter anderem aus Ratsfraktion, Bezirksvertretungen und Arbeitskreisen – stimmen in einer gemeinsamen Sitzung über den OB-Kandidaten ab. So ist es richtig: nur ausgesuchte Leute.
Wie hat er das bloß wieder hingekriegt? – Hätte mir gestern schon auffallen können; da habe ich nämlich schon gelesen, was Janssen der Münsterschen Zeitung erzählt hat:
„Den Kontakt zu halten ist bei meiner derzeitigen Aufgabe natürlich nicht ganz einfach“, sagt er, „aber ...“
Na, raten Sie mal, wie fährt er fort? – Das war eben mein Problem: ich musste ob dieser Formulierung so lachen, dass der Kern seiner Aussage mir völlig entgangen ist.
„aber ...“ – Karl Janssen hat ein Telefon. Logisch: wie hätte er denn sonst den neuen Bildungsamtsleiter von der BA in Nürnberg zu uns hier nach Duisburg bekommen sollen. So schnell geht´s halt nur mit Telefon und Top-Mann dran. Noch wichtiger ist natürlich das eigene Vorankommen:
Obwohl hier in Duisburg strukturell viel zu viel am Kopf, so viel Zeit muss sein. Also der Satz geht weiter: „aber ich bin hier gut vernetzt.“ Hier – in Münster.

Klasse, Karl! Hier in Duisburg nie richtig oder gar nicht gebrieft, in Münster aber gut vernetzt. Respekt, Sie sind wirklich ein Top-Mann!

Werner Jurga, 10.01.2007