Norbert Maul

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Nein, auch ich kenne nicht jeden. Dazu komme ich auch viel zu selten unter die Leute. Keine Arbeit und so. Da hängt man viel zu oft in der Bude.
Wohlbemerkt: in der Bude, nicht: an der Bude. Überhaupt bin ich selten an der Bude. Früher war das anders; aber da hatte ich ja auch noch Arbeit. Bei der AWO, nicht in Duisburg, aber ist ja egal. Da arbeitete ich sozusagen für das Arbeitsamt, so hieß das damals noch. Nur halbtags, denn ich schlafe morgens gern auch einmal ein Stündchen länger. Und wenn ich dann da so um zehn oder elf Uhr eingelaufen bin, schickten die, also die von der AWO, mich erst einmal an die Bude.
Denn die – also das waren keine AWO-Mitglieder, nur AWO-Beschäftigte – schickten alle Leute oft in irgendwelche Betriebe. Und dann rief so gegen zehn Uhr zum Beispiel der Garten- und Landschaftsbaubetrieb bei der AWO an und petzte, dass Jan und Pit zwar morgens um acht gekommen seien, aber jetzt schon wieder irgendwie weg. Und da haben die von der AWO sich gesagt: da geht am besten der Jurga mal gucken.
Und obwohl die im Gegensatz zu mir – wie gesagt – nicht Mitglieder der AWO waren, waren die durchaus tolerant, solidarisch und so weiter. Und klug: denn wenn der Jurga völlig schlaftrunken aus dem Zug getorkelt ist, schien es wenig ratsam, ihn sogleich auf die Piste zu schicken, um die Saufköppe suchen zu gehen, äh: fahren. Ich war ja damals schon gehbehindert, und es war ein ganzes Stück, und der AWO-Dienstwagen, und ... na, wenn der Jurga zu knatschig ist – auch nicht gut.
Naja, und dann fuhr ich die einschlägigen Trinkhallen im Kiez ab, und spätestens in einer halben Stunde hatte ich sie gefunden – sogar wenn sich die Knaller hinter einer Hecke hinter der Bude versteckt hatten. Spätestens jetzt wurde ich richtig wach. Richtig mal Rumbölken! Zwei oder drei oder gar vier Kerle, deutlich imposanter gebaut als ich, glotzen verstohlen auf den Boden. Inhalt meiner (künstlich engagierten) Ausführungen: so in etwa der Kram, den Norbert Maul in der aktuellen Ausgabe von AWO & DU geschrieben hat – nur eben nicht nur mit Zuckerbrot, sondern auch mit Peitsche. Wie gesagt:

Ich kenne nicht jeden

Zum Beispiel auch nicht den Norbert Maul. Klar: ich weiß, wer das ist, steht ja auch unter seinem Artikel. Chef der Duisburger ARGE, früher Chef des Duisburger Arbeitsamtes, na ja, ist ja auch egal.
Das heißt: so ganz egal ist das auch wieder nicht. Die ARGE ist ja eine Kooperation von Stadt und Arbeitsagentur (so heißt das Arbeitsamt jetzt, klingt auch irgendwie dynamischer). Schöne Sache eigentlich, uneigentlich aber leider verfassungswidrig. Und deshalb ist in zweieinhalb Jahren Schluss mit ARGE. Aber die Gemeinwohlarbeit (GWA) wird vielleicht bleiben. Die hilft nämlich allen, sagt Norbert Maul. Hoffentlich auch ihm, wenn für ihn dann Schicht ist. Dann würde sogar für ihn aus dem Ende der ARGE „eine Gewinnsituation“.
Maul als GWA-Kraft, GWA als letzte Rettung – GWA hat übrigens nichts mit einem „Ein-Euro-Job“ zu tun. Denn z.B. bei der AWO Duisburg gibt es zwei ... ja: zwei Euro – auf die Stütze drauf. Herr Maul hat Recht: das wäre schon „eine Gewinnsituation“. GWA-Kraft das wär´s doch! Norbert Maul freut sich schon so richtig drauf:

„Diese Mitarbeiter profitieren gleich mehrfach. Sie bekommen wieder das Gefühl,
gebraucht zu werden. Sie finden zurück in einen Tagesrhythmus,
in dem Arbeit wieder einen festen Platz hat.“

Ja logisch, Herr Maul, deshalb heißt so etwas ja auch Arbeitsplatz. Und 13 von 125, also über zehn Prozent, „dieser Mitarbeiter“ haben ja schon jetzt bei der AWO einen festen davon bekommen. Nicht unbedingt den, den man sich in den Kopf gesetzt hat. Die „berufliche Orientierung“ hat die Eine vielleicht in die Großküche als Hilfsköchin gebracht, und die „Gewinnsituation“ der Anderen ist vielleicht die feste Putzstelle auf der Pflegestation. Aber auch für Männer wird gesorgt.
Mein Vorschlag, lieber Norbert Maul, fangen Sie am besten, wenn die ARGE denn mal dicht gemacht hat, irgendwo als Bürohilfskraft an. Oder noch besser Personaldisposition, ist doch Ihr Ding, Mann! Als GWA-Kraft gleich Gruppenführer in so einer Garten- und Landschaftsbau-Truppe! Ein Gewinn für alle!

Werner Jurga, 15.06.2008

 

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