Offener Brief an die Bandbreite

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

„Sagt uns doch mal bitte, was Euer Problem ist! Und keiner ist in der Lage, sich offen neben uns zu stellen und mit uns auf Augenhöhe zu diskutieren.“
Wojna im Lokal-TV „Studio 47“, August 2008

Wojnas Antwort HIER

Mein Beitrag über die Bandbreite
vom 29.12.2007

Am 26. März 2009 hatte ich kurz die Gelegenheit, mit Wojna, dem Sänger und Texter der Duisburg-Oberhausener Band „Die Bandbreite“ über seine Arbeit zu reden. Wir konnten das Gespräch nicht zu Ende führen, da die Bandbreite einen Auftritt und ich nach einigen Liedern genug hatte.
Deshalb schrieb ich ihm am 31. März eine eMail.
Werner Jurga, 05.04.2009

Lieber Wojna,

nun sind wir am Donnerstag, weil Du zu tun hattest, nicht mehr dazu gekommen, unsere Kontroverse über Deine Texte fortzuführen oder gar zu Ende zu bringen. Ich werde auch das Gefühl nicht los, dass wir beide in der Frage der Verantwortlichkeit für 9/11 nicht wirklich dialogfähig sind. Dann müssen wir halt damit leben, dass wir in dieser Sache unterschiedliche Auffassungen haben. 

Wie Du sagtest, ist Dir unsere Korrespondenz vom Dezember 2007 nicht mehr so präsent. Wie auch immer: ich hatte mich damals ganz klar auf Eure Seite gestellt.
Weder die Plauderei mit Dir noch Deine Texte Eures neuen Albums bieten mir irgendeinen Anlass, meine Auffassung zur Bandbreite in Frage zu stellen oder gar zu revidieren. In nicht einem Punkt. Dass ich Deine Ansichten für - entschuldige die Grobheit - ausgesprochenen Mumpitz halte, habe ich Dir gesagt und auch schon im Dezember 2007 geschrieben. Und Du hast völlig Recht: Meinungsfreiheit gilt auch (und gerade) für Positionen, die für blödsinnig gehalten werden. Und Du hast auch Recht damit, dass Ihr es nicht zu verantworten habt, wenn die NPD Links zu Eurer Seite setzt bzw. sich positiv auf Euch bezieht. Dass mir das noch nie passiert ist und auch dann nicht passieren würde, wenn ich so prominent wäre wie Ihr, magst Du als Polemik abheften, die ich mir nicht verkneifen kann.
Aber dass Ihr der Islamischen Zeitung ein Interview gebt, das habt Ihr durchaus zu verantworten. Euch hätte doch klar sein müssen, dass die Euch umstandslos für ihre Propaganda einspannen. Um ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit -  also gemeint: Rassísmus gegen Muslime - zu setzen, wären m.E. viele andere Internet-Plattformen wesentlich besser geeignet gewesen. Muslimische wie nicht-muslimische.

Ich will das nur klarstellen und mir keinerlei "Sittenwächter"-Status anmaßen: ich halte Dich nicht für einen Antisemiten oder sonstwie für einen Fan faschistischer bzw. islamistischer Strömungen. Ich beobachte nur mit Sorge, dass Ihr von deutschen Faschisten und sogar Nazis gehätschelt werdet, während Ihr schon längst zum Hassobjekt der antideutschen Szene avanciert seid. Und offenbar geht Euch das nicht alles am nackten Arsch vorbei.
Ihr lasst Euch allmählich auf derlei Rollenzuweisung ein. Ich selbst kenne keine antideutschen Schläger. Aber ich weiß, dass es sie gibt. In Eurem Lied "der Antideutsche" bezeichnest Du diese Typen als Faschisten. Sicher? Ich kenne intellektuelle Antideutsche. Fraglos ziemlich unangenehme Zeitgenossen, aber m.E. gewiss keine Faschisten. Also: was soll das? Ich bin wirklich in Sorge, Wojna, dass Du Dich da verrennst.
Wenn es doch schon so weit ist, dass Ihr bei Attac rausgemobbt werdet, ziemlich unfein, dann musst Du Dich doch fragen, woran sowas wohl liegen könnte! - Eine Kumpanei zwischen den durchgeknallten Antideutschen mit dem Medien-Mainstream, vor dem der Rest der - ursprünglich noch freundlich gesonnenen - Welt kuscht? Ich hoffe, dass es noch nicht so weit ist, dass Du Zuflucht bei einer Verschwörungstheorie dieser Sorte suchen musst.
Mensch Wojna! Du bist ein Linker! Komm uns bitte nicht abhanden!

Du willst Dich nicht einschüchtern lassen. Richtig! Du würdest aufhören, ein Künstler zu sein. Natürlich musst Du Dein Ding auch gegen Widerstände durchziehen. Aber bedenke bitte: es ist ein schmaler Grat zwischen Prinzipientreue und Unbelehrbarkeit.

Herzliche Grüße
Werner

 

[Jurga] [Home] [März 2010] [Marxloh stellt sich quer] [Februar 2010] [Januar 2010] [2009] [Dezember 2009] [November 2009] [Oktober 2009] [September 2009] [August 2009] [Juli 2009] [Juni 2009] [Mai 2009] [April 2009] [März 2009] [Februar 2009] [Januar 2009] [2008] [2007] [Kontakt]