Ostern

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Karl Janssen – ja, der hätte nun wirklich allen Grund, sich über diese Webseite zu beschweren. Hat er aber nicht gemacht: ein Top-Mann weint nicht.
Aber er erzählt unter Seinesgleichen, ich sei ein „Feind“. Also wirklich: so etwas sagt man nicht, so etwas gehört sich nicht. Nun ja, muss er ja wissen. Immerhin: beschwert hat er sich nicht.

Dafür kamen andere Beschwerden, nicht vom „Feind“, sondern von Freunden. Ich lasse die Anführzeichen hier mal weg; sonst gibt es wieder Missverständnisse. „Freunde“ hier definiert als recht große Menschengruppen, denen ich mich verbunden fühle (also nicht die Handvoll Leute, die ich anrufen würde, wenn ich – kein Top-Mann – mal weinen könnte).

Duisburger Muslime feiern Ostern nicht ...

Beschwerden kamen mitunter von den Roten – und, besonders letzten Herbst, von den Türken. Um noch einmal Missverständnissen vorzubeugen: nicht von türkischen Sozialdemokraten.
Auch nicht von Zehra Yilmaz, die ich am 08.10.2007 wegen ihrer Behauptungen zu Zwangsheiraten gewagt hatte zu kritisieren. Die gibt es nämlich – in Deutschland, in Duisburg, und zwar ziemlich oft, viel häufiger als z.B. Ehrenmorde (link). Kurzum: der Prozess der Integration ist noch nicht 100%ig abgeschlossen.
Heute ist Frau Yilmaz wieder in der Zeitung. Sie sagt: „Ostern wird nicht gefeiert."

Ja, dann eben nicht. Das wäre dann ja auch nicht mehr nur Integration, sondern schon Assimilation, die, wie uns der türkische Ministerpräsident Erdogan belehrte, ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ darstelle. Erdogan hat nicht nur Unrecht, er ist auch ein gefährlicher Hetzer. Zehra Yilmaz dagegen – ob nun von der türkischen Regierung bezahlt oder nicht – ist eine nette Frau, bemüht um das Miteinander von Türken und Deutschen, und hat völlig Recht: was sollen Muslime auch Ostern Feiern?! Quatsch. Aber keine Tabus: wenn Lisa und Kevin Ostereier oder Schokohasen suchen, dürfen Zeyna und Erkan ruhig mitmachen. Alles klar ...
WAZ-Redakteurin Andrea Micke meint es richtig gut mit Zehra Yilmaz. Am 28.09.2007 und heute natürlich auch. Deshalb sollte man da jetzt auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, nicht einmal die Überschrift: „Ohne Ostern kein Glaube“. Logik hin, Logik her: Frau Micke will damit selbstverständlich nicht sagen, Frau Yilmaz sei eine Ungläubige. Echt nicht – die Überschrift richtete sich eher so an die christliche Leserschaft: „Ohne Ostern kein Glaube“ – oder sollte man schreiben: ohne Glaube kein Ostern? Fragen über Fragen ...

... Christen wohl - aber warum so früh ?

Morgen können die Katholiken unter Ihnen den Karfreitag endlich wieder begehen nach dem
lateinischen außerordentlichen Ritus (Tridentinische Messe) von 1962. Dieser Ritus war vom Zweiten Vatikanischen Konzil praktisch abgeschafft worden, Benedikt XVI. hatte die Zulassung der lateinischen Messe jedoch 2007 erleichtert.
Ja, der Ratzinger. Endlich wird auch wieder für die Juden gebetet:
"Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass Gott unser Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus als den Retter aller Menschen erkennen."

Und solch eine Fürbitte soll dem fromme Katholik über die Lippen kommen, ausgerechnet an einem Karfreitag, wo wir daran denken müssen, wie die Juden unseren armen Herrn Jesus nach Strich und Faden fertig gemacht hatten. Milde ausgedrückt. Aber die zitierte Fürbitte von 1962, wiederauferstanden unter Ratzinger, ist ja auch eine deutlich entschärfte Version. Davor wurde den Christusmördern „Verblendung“ attestiert ...

Dieses Jahr ist Ostern ja ziemlich früh, am 23. März. Viel früher geht´ s nicht: der 22. März ist das frühest mögliche Datum. Habe ich beim letzen Mal leider verpasst:
Das letzte Mal war Ostern am 22. März im Jahr 1818. 
Okay, dann warte ich halt bis zum nächsten Mal, das nächste Mal so früh wird Ostern 2285 sein. 22.03.2285 - bitte vormerken!
Da ist ja immer ganz schön Bewegung drin – im Ostertermin. Eine Spannweite von knapp sechs Wochen. Und davon hängen ja alle anderen Termine christlicher Feiertage ab (außer Weihnachten). Tja, das liegt am Gregorianischen Kalender.

Da die im jüdischen Mondkalender notwendigen Schaltmonate nicht nach Schaltregeln, sondern durch Naturbeobachtung reguliert wurden, konnte Jahr für Jahr nur von den jüdischen Autoritäten in Erfahrung gebracht werden, welcher Monat der nächste Nisan sein würde. Diese Abhängigkeit von den Juden war für die Anhänger des „westlichen“ Brauches nicht akzeptabel. Sie waren dadurch jedoch gezwungen, eigene Regeln für die Festlegung des Osterfestes aufzustellen. 
„Gezwungen“ – ganz recht – waren wir – zu diesem ganzen Ostergehoppel. Erst unseren Herrn Jesus ans Kreuz nageln, dann uns vorschreiben wollen, wann das gewesen sein soll, und dann auch noch, wenn unsereins so richtig traurig ist, Passah feiern. Nix da, nicht mit uns, Juden!

Jetzt haben wir den Salat. Nur wegen denen ist Ostern jetzt total früh. Wetterprognose: katastrophal. Zu Ostern Schnee; ja, ich glaub´ es wohl!
Mal ´ne andere Frage: welche Religion hat eigentlich Kachelmann?

Werner Jurga, 20.03.2008

 

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