Post aus Bayern

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Ja, ist richtig; ich wundere mich ja auch: ich bekomme Post aus Bayern.
Elektronische Post – aus Bayern! Zunächst gestern Nachmittag um halb fünf eine eMail von einem promovierten Münchener, der arbeitslos ist. Der bekam gestern einen Brief von unseren Fürsten Ferdinand von Bismarck (natürlich nicht elekronisch), Sie kennen das ja schon:
man solle mal des Rechtsaußenblatt „Junge Freiheit“ abonnieren. Da der Dr. Will aus München allerdings ein Wähler der Linkspartei ist, wird da wohl nichts draus. Er hat dem braunen Fürsten eine äußerst witzige Antwort gegeben.
Heute habe ich habe auch ich des Fürsten „Sorge um Deutschland“ erhalten: neues Datum, die gleiche Soße wie vor einem Vierteljahr.
Und dann habe ich kurz vor Mitternacht noch eine eMail erhalten - von einem Herrn Vogl aus Olching. Das liegt wohl direkt bei München, wobei allerdings Dieter Will mit diesem Vogl nicht das geringste zu tun hat. Will hat – wahrscheinlich nur, weil er, wie ich, Doktor der Philosophie ist – diesen fürstlichen Dreck der „Junge Freiheit“ zugeschickt bekommen.
Und dieser Vogl hat eine Kopie seiner eMail an mich an den „Verlag Junge Freiheit“ geschickt – womit sich der Kreis schließt. Für diese nette kleine Einleitung. Wie das sonst alles so zusammen hängt, weiß ich auch nicht. Es ist auch nicht so wichtig. Aber witzig! Lesen Sie einfach mal, was dieser Vogl so schreibt!

Werner Jurga, 18.09.2008

 

 

Lieber Genosse,

alles kackt im Gleichschritt mit Kurt Eisner, Heribert Prantl und Co..
So haben wir uns "Freiheit", "Demokratie" und "Rechtsstaat" im bourgeoisebolschewistischen Schweinesystem schon immer vorgestellt !

Was die Rechten aus Blödheit tun (den Patriotismus instrumentalisieren), das tun Sie mit Vorsatz: das Prinzip "Verfassungsstaat" instrumentalisieren.

Schade, daß es die übergroße, völlig verblödete Mehrheit wieder nicht merkt - oder sagen wir - nicht merken will.

 Die einen hatten "Mein Kampf" im Regal, und lasen es nicht. Und die anderen "kennen" das Grundgesetz, und checken es doch nicht,
 was es damit wirklich auf sich hat.
Da haben die Franzosen wohl doch nicht so unrecht, wenn sie diese Klugscheißer als "boches" bezeichnen.

Mit Freiheit und Demokratie haben Sie und Ihre Genossen nicht mehr im Sinn als Hitler mit Patriotismus im Sinn hatte !
Das wiederhole ich auch vor Gericht, wenn Sie wollen !

Ergebenst, Alexander Vogl, 82140 Olching
AlexanderVogl@web.de

 

 

Sehr geehrter Herr Vogl,

es ist schon eine Weile her, dass einer meiner Genossen in Fällen, in denen er von Unbekannten mit "Genosse" angeredet wurde, reflexhaft mit der Frage antwortete: "Sind Sie eigentlich in meiner Partei?"
Jetzt ist er tot. Da kann man nichts machen ...

Nun ist es mir nicht gegeben, Ihre freie unabhängige Meinung aus Ihren Andeutungen in der eMail unten vollständig zu erfassen. Selbst die Fülle an Sprüchen an den von Ihnen genannten URLs (können Sie damit eigentlich Geld verdienen?) hinterließ bei mir den Eindruck einer gewissen Ratlosigkeit.

So weiß ich zum Beispiel nicht, ob Sie auch mir vorwerfen, mit Heribert Prantl im Gleichschritt zu kacken. Sollte dem so sein, müsste ich dies freilich (ja: "freilich", so schreibt unsereins halt) zurückweisen. Denn erstens darf ich Ihnen versichern, nicht einmal zu wissen, wie das gehen soll: "im Gleichschritt kacken". Ich habe nämlich zweitens ziemliche Darmentleerungsstörungen, und drittens mit Heribert Prantl ...
Ich bitte Sie, das wäre mir aber gar nicht angenehm.

Angenehm ist mir Ihr Terminus vom bourgeoisebolschewistischen Schweinesystem.
So charakterisieren Sie die vorfindbare Gesellschaft (inkl. Staatlichkeit) und machen mich als deren Apologeten aus. Sehr treffend! Nicht originell, d.h. von der Form her schon; insofern, als dass ich dies so noch nie gehört habe. "Salonkommunist" klingelt es mitunter lieblich in meinen Ohren. Inhaltlich aber so unstreitig wie nur was. Dennoch: clever!
Sie werfen mir vor, das Prinzip "Verfassungsstaat" zu instrumentalisieren. - Ja, "tue" ich, so gut es geht: mit Vorsatz. Aber entschuldigen Sie bitte: das ist doch kein Vorwurf! Nun gut, ich jedenfalls vermag ihn nicht zu erkennen. Ein "Prinzip" - blödes Wort, finde ich übrigens - muss doch mit Leben gefüllt werden.
Und Danke, dass Sie mich nicht für so „blöd“ halten wie die „Rechten“!

Sind denn für Sie, wenn ich so frech die Gegenfrage stellen darf, die Verfassung oder der Staat oder beide zusammen ein Selbstzweck? Oder anders gefragt: wie sähe eigentlich Ihre Alternative zum bourgeoisebolschewistischen Schweinesystem aus? Und warum senden Sie dem Verlag "Junge Freiheit" eine Kopie Ihres netten Schreibens an mich?

Wenn Sie so freundlich sein könnten, mir diese Fragen zu beantworten, wäre ich Ihnen sehr verbunden. Bis dahin würde ich Sie bitten, mich nicht mehr mit "lieber Genosse" anzureden. Ich bräuchte es schon etwas klarer, um entscheiden zu können, ob ich will, dass Sie das ein oder andere vor Gericht wiederholen. Sie haben ja Recht: die Demokratie ist ein System der Herrschaft, und ich bin - schon weil mir dies so gut gefällt - ein Prozesshansel.
Insofern halte ich die Ergebenheit, die Sie im Abschiedgruß mir gegenüber zum Ausdruck bringen, ganz und gar für angemessen.

Passen Sie auf sich auf, junger Freund!

Werner Jurga, Beekstr. 14, 47228 Duisburg
Werner@Jurga.de

 

 

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