Schlaue Grüne denken mit

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Ach so! Na wenn das so ist, dann sieht die ganze Sache natürlich schon wieder ganz anders aus. Also dieser Wirbel um die von der Polizei abgehängte israelische Fahne bei der Milli-Görüs-Demonstration am 10. Januar 2009 in Duisburg.
Darüber wurde nämlich gestern im NRW-Landtag noch einmal gesprochen, und zwar im Innenausschuss. Dazu lesen wir in der Rheinischen Post:

Die Grünen im Landtag wollen nun Aufklärung darüber,
ob proisraelische Aktivisten aus dem linksextremen Spektrum
 die Fahnen als gezielte politische Aktion aufgehängt haben.

Ja, die Grünen, das sind schlaue Leute. Meinungsumfragen besagen, dass, wenn nur Akademiker wählen dürften, die Grünen auf 25 Prozent kämen. Also ganz klar die Nummer Eins unter den Studierten. Dicht gefolgt von der FDP, die bei den Hochschulabsolventen mehr als 20% Zustimmung verzeichnet. Gut, dass die schwer auf Zack sind, diese leistungstragenden Besserverdienenden, das war seit Langem klar. Und jetzt, wo der deregulierte Kapitalismus voll gegen die Wand fährt, wird flugs zu Protokoll gegeben: „Wir Liberale sind und waren immer für eine Marktwirtschaft mit klaren Regeln.“
Meisterlich, superschlau: da schießen auch die Umfragewerte für die Gesamtbevölkerung in die Höhe. Das Projekt 18 ist keine Lachnummer mehr, Westerwelle verzichtet auf die Schuhsohlen-Nummer und ist einfach nur schlau.

Aber die Grünen, klar: auch schlaue Leute. Aber das hat natürlich schon etwas gedauert, bis die mal schlau wurden. Der Herr jedoch freut sich um so mehr über Sünder, die den rechten Weg gefunden haben. Nicht zuletzt auch deshalb, weil so Welche natürlich über Milieus Bescheid wissen, von denen anständige Menschen bislang nicht im Traum geahnt hätten, dass es die überhaupt gibt.
Zum Beispiel Linksextremisten: da sagt sich doch jeder, so Welche sind gegen die USA, also gegen Israel, also für die Araber. Und tatsächlich: die gibt es. Auch. Aber eben auch die anderen, die „Antideutschen“. Und das wissen z.B. die Grünen, aber auch der Verfassungsschutz:

In Nordrhein-Westfalen sind nach Erkenntnissen des Innenministeriums rund 200 sogenannte antideutsche Linksextremisten aktiv, wie die Presseagentur DDP gestern schreibt. Ob das nun sogenannte sind oder nicht, ist schwer zu sagen: einerseits nennen sie sich selbst so. Andererseits sind die deutsch bis auf die Knochen, die Antideutschen.
Ich habe die nämlich auch kennen gelernt, und zwar bei der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Aber das ist eine andere Geschichte. Inzwischen sind sie alle ausgetreten, hatten bis dahin aber reichlich Mühe bereitet.
Ich jedenfalls weiß nicht, ob das Paar, das die israelischen Fahnen in die Fenster gehängt hat, zu diesem politischen Spektrum gehört. Das ist freilich überhaupt nicht auszuschließen; aber man weiß es halt nicht. Nochmal aus der DDP-Meldung:
Erkenntnisse, ob Mitglieder der «Antideutschen»-Bewegung die Zwischenfälle bei Nahost-Demonstrationen im Januar in Duisburg provozierten, gibt es dem Ministerium zufolge bislang nicht.

Und jetzt kommen wir zu dem Unterschied zwischen den NRW-Grünen und mir: es interessiert mich auch nicht. Okay, das ist übertrieben; also sage ich: es hat mich nicht zu interessieren. Denn das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung gilt für alle – ebenso wie das Grundrecht auf Unverletzlichkeit der Wohnung. Was soll das heißen: jeder darf eine Israel-Fahne ins Fenster hängen, erst recht jeder Jude, ausgenommen natürlich Linksextremisten, wie z.B. die Antideutschen?
Nein, nein, so will Monika Düker, die für diese Unglaublichkeit verantwortliche grüne Landtagsabgeordnete, das wiederum auch nicht verstanden wissen.
«Dadurch (gemeint ist erwiesener Linksextremismus, W.J.) würde das gewaltsame Entfernen der Israel-Fahnen durch die Polizei nicht gerechtfertigt», sagt sie laut einer DDP-Meldung vom 04.02.2009.

Da fragt man sich, warum möchte Frau Düker das denn dann überhaupt wissen.
«Es wäre ein wichtiger Hinweis für die zukünftige Arbeit der NRW-Polizei».
Was die nach einem solchen Hinweis machen soll, konnte ich bislang nicht in Erfahrung bringen. Aber schlau wäre es doch, die Polizei ließe es erst gar nicht dazu kommen, dass die israelische Flagge gezeigt wird. Zum Beispiel bei einer Milli-Görüs-Demonstration, die selbstverständlich von derselben Polizei zu genehmigen wäre. Wenn ich Monika Düker da richtig verstehe. Wenn ich die Grünen überhaupt verstehe.

Werner Jurga, 06.02.2009

 

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