Schon heute in einem Jahr

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Die Industrieproduktion in der Euro-Zone ist zum Jahresende 2008 so stark eingebrochen wie nie zuvor. Im Dezember 2008 stellten die Unternehmen in der Eurozone zwölf Prozent weniger Güter her als im Vorjahresmonat, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat mitteilte. Dies sei der schlimmste Absturz seit Beginn der monatlichen Erhebungen im Jahr 1991. Im November war sie bereits um 8,4 Prozent gegenüber November 2007 gefallen.
EU-weit ging die Industrieproduktion im Dezember gegenüber dem Vorjahr um 11,5 Prozent zurück.

Das ist happig

Eine Meldung in der ARD Tagesschau vom 12. Februar 2009 um 19.23 Uhr.
Komische Uhrzeit für die Tagesschau? – Antwort: um diese Zeit wurde die Meldung ins Internet gestellt. Sie konnte dann freilich erst in der 20-Uhr-Sendung im Fernsehen kommen. Hätte kommen können; kam aber nicht. Auch nicht in den Tagesthemen. Sollten Sie gestern Abend die Tagesschau verpasst haben, kein Problem: hier ist sie im Internet.
Zwölf Prozent weniger sind also produziert worden. Okay, das ist happig. Wie soll das bloß weitergehen? – Das ist auch einigermaßen klar. Steht in der Zeitung:
Die Wirtschaftskrise löst in allen Industriesektoren Europas beispiellose Einbrüche aus. Zu dieser düsteren Einschätzung kommt die EU-Kommission. Eine interne Analyse stellt den Abschwung schonungslos dar.
"Völlig neu sind Ausmaß und Geschwindigkeit der Krise", sagte Industriekommissar Günter Verheugen.
Und zwar schon vorgestern, am Mittwoch, dem 11. Februar. Deshalb stand es gestern, also am 12. Februar, auch schon in der Printausgabe der Financial Times Deutschland. Aber, Gott ja, wer ist schon Verheugen. Die Tagesschau kann ja nicht alles bringen. Was die EU-Kommission alles so meint. Jedenfalls wurde auch diese Meldung in der deutschen Hauptnachrichtensendung nicht verlesen. 

Und außerdem: Bangemachen gilt nicht. Wirtschaft hat nämlich auch sehr viel mit Psychologie zu tun. Deswegen darf man auch keine Krise herbeireden. Und das haben die Verantwortlichen in der Regierung, der Finanz- und Wirtschaftwelt auch wahrlich nicht getan. Was die alle noch vor, sagen wir mal: einem Vierteljahr für einen Käse geredet haben. Fast alle.
Wenn also irgendjemand diese Wirtschaftkrise herbeigeredet, also ausgelöst hat, dann werde ich es vermutlich gewesen sein. Ich mache diese Webseite jetzt seit dem Herbst 2007. Und was meine Wirtschaftsprognosen angeht: ständig diese linke Miesmacherei.
Sicher, auch ich habe nicht gesehen, dass es so dicke kommt. Vor gut einem Jahr, als der Preis für den Barrel Rohöl bei etwa 130 US-Dollar lag, fabulierte ich, dass er nie wieder unter 90 $ sinken werde. Heute war er für etwa 35 $ zu haben. Hurra!

In einem Jahr

In einem Jahr werden wir diese Welt nicht wieder erkennen: zig Millionen Jobs gehen allein in China verloren. Allein in Indien. In Russland. Hungersnöte, Kriege und alles, was sonst noch so möglich wäre. Der Zusammenbruch großer Reiche.
Nein, der Kapitalismus wird nicht zusammenbrechen. Und wie es hier in Europa laufen wird, habe ich eingangs zitiert. In Deutschland werden wir – schon heute in einem Jahr – mindestens 4,5 Millionen Arbeitslose registrieren. Ich schätze: eher 5 Millionen registrierte Arbeitslose. Mal sehen …

Und in Duisburg geht es los. Schon ist bei ThyssenKrupp die Belegschaft tief verunsichert. Betriebsratschef Willi Segerath: "Von 1500 Stellen war schon einmal die Rede – eine Zahl, die nun niemand mehr in den Mund nimmt."
Ja Willi, wie auch immer. Es wird ernst, sehr ernst.
Und ich habe die ganze Thematik eine ganze Weile nicht mehr angepackt. Stattdessen habe ich über das kräftige Aufleben des Antisemitismus geschrieben. Nun gut: da gibt es keinerlei Zusammenhänge. Oder doch?

Ich meine, angefangen hat das ja alles mit der Finanzkrise. Und wie das da so alles zusammenhängt … man weiß es ja nicht. Aber: das weiß ja jeder …

geschrieben am Freitag, den 13.  (und nächsten Monat schon wieder)
Werner Jurga, 13.02.2009 

 

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