Schröder-Blair-Papier

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Das weiß ja jeder, das fing ja alles an mit dem Schröder-Blair-Papier:
wer hat uns verraten, uns arme Sozialdemokraten? Der Lafontaine war es!
Der hat einfach die Plörren hingeschmissen, und uns allein gelassen bei dem bösen Schröder!
Was hätten wir denn machen sollen?! Der hat doch immer “Basta†geschrien. - Da konnten wir echt nix machen. Außerdem: wie hätten wir denn ohne den irgendeine Wahl gewinnen sollen? - Sieht man ja jetzt.
Okay, als unsere Leute knatschig wurden, fing das schon an, eine Wahl nach der anderen. Deswegen sind wir ihn ja jetzt auch los. Endlich!
Also, das Schröder-Blair-Papier: voll der Horror! War ja klar, dass das mit Hartz IV und so enden musste. Man muss nur mal in den Abschnitt IV. gucken: “Eine aktive Arbeitsmarktpolitik für die Linke†- meinten die natürlich nicht Oskars neuen Verein mit, sondern uns, die SPD - oder in England die Labour Party und auch sonst überall: unsere. Haben der Blair und der Schröder echt “ die Linke†genannt. Was waren die frech! Gut, dass wir das nicht gelesen haben! Die haben da echt so - ich sag´ mal: neoliberale Sachen geschrieben wie:

Wir müssen uns an die Spitze stellen, wenn es darum geht, eine Gesellschaft mit gleichen Rechten und Chancen für Frauen und Männer zu schaffen. Armut, insbesondere unter Familien mit Kindern, bleibt ein zentrales Problem. Wir brauchen gezielte Maßnahmen für die, die am meisten von Marginalisierung und sozialer Ausgrenzung bedroht sind.

Moderne Sozialdemokraten sind keine Laisser-faire-Neoliberalen. Flexible Märkte müssen mit einer neu definierten Rolle für einen aktiven Staat kombiniert werden. Erste Priorität muss die Investition in menschliches und soziales Kapital sein.

Die öffentliche Hand kann durch die gezielte Entlastung niedriger Einkommen von Sozialabgaben neue Erwerbschancen schaffen und so gleichzeitig Unterstützungsleistungen für Arbeitslose sparen. Reformierte Arbeitsmarktpolitiken müssen verdrängte Arbeitnehmer durch Umschulung, die gezielte Rückführung aus der sozialen Abhängigkeit in Erwerbstätigkeit sowie Maßnahmen, durch die sich Arbeit wieder lohnen soll, an diese neuen Beschäftigungsmöglichkeiten heranführen.

Ich meine: das reicht ja wohl! Tun Sie sich das bloß nicht an und lesen das  Papier dieser Kapitalistenknechte ganz. Wir haben uns das damals schon alles von diesem Genossen der Bosse gefallen lassen. Jetzt brauchen wir sein zynisches Zeug auch nicht mehr zu lesen.
Jetzt, wo wir eine reelle Chance haben, nach zehn Jahren Mitschuld endlich wieder richtig in der Opposition sitzen und am Infotisch stehen zu dürfen. Und dann sieht es richtig gut aus! Wenn wir dann alles rausholen - gegen den Kapitalismus pur und so.
Wahnsinn: dann sind wir es nicht Schuld, dann können wir so meckern wie das Publikum am Stand, und es gibt sogar noch für die Schlauen und Sensiblen ein Leckerchen: wir haben sogar Recht!

Schöne Aussichten! Herrlich!
Mensch, tu jetzt schnell dieses Scheiß Schröder-Blair-Papier weg!
Zynisch!

 

Werner Jurga, 01.08.2008

 

Vollständiger Text des “Schröder-Blair-Papiersâ€
Der Weg nach vorne für Europas Sozialdemokraten
Ein Vorschlag von Gerhard Schröder und Tony Blair (London, 8. Juni 1999)

 

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