Weihnachtlicher Klimawandel

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Das wünsch´ ich sehr, dass immer einer bei mir wär´,
der lacht und spricht: „Fürchte Dich nicht!“

Gestern war ich auf dem Weihnachtsmarkt. Oh Gott, das war kalt ...

Aber es gab kein Entkommen. Versprochen ist versprochen und wird niemals gebrochen. Und ich hatte meiner Tochter nun einmal einen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt fest versprochen. Also, gestern Nachmittag auf dem letzten Drücker. Gestern um 19:00 war nämlich echt Ende; spätestens ab 18:00 machte sich bei den Händlern Feierabendstimmung breit. Das fand meine Tochter blöd: eine Stunde vor Schluss war schon kein Kinderpunsch mehr zu haben. Mein Werben um Verständnis für die hart schuftenden Frauen hatte Erfolg. Die haben ja morgen, also heute, auch Heiligabend. Und die standen da ja auch schon seit Wochen. Und es war kalt – saukalt.

WEIHNACHTLICHER KLIMAWANDEL

Wobei es sich hier freilich um die rein subjektive Wahrnehmung eines bekennenden Weicheis handelt. Also ohne jeden Anspruch auf wissenschaftliche Verbindlichkeit, sagen wir: es kam mir etwas kalt vor. Nee, ist gut, hatte mir schon ein bisschen was angezogen – will ich hier aber nicht en detail darstellen, um mein Image als Sex-Symbol nicht unnötig aufs Spiel zu setzen. Ich bleibe da lieber bei den Tatsachen – Fakten, Fakten, Fakten:
Die Temperatur lag gestern leicht über dem Gefrierpunkt, im Laufe des Tages so zwischen 0 und plus 5 Grad Celsius. Gestern Nachmittag waren wir von vier bis halb sieben auf der Königstraße; währenddessen dürfte das Thermometer so von plus 3 auf plus 1 Grad zurückgegangen sein. Zum Vergleich: vor genau einem Jahr lag die Tageshöchsttemperatur am frühen Nachmittag bei plus 1 Grad. Höchstens. Gucken sie sich die Zahlen genau an: zwei bis drei Grad Erwärmung in nur einem Jahr. Klimakatastrophe, Du Wort des Jahres, ick hör Dir trapsen ...
Noch deutlicher wird das ganze Elend, wenn wir uns einmal einen etwas längeren Zeitraum ansehen. Heute vor 30 Jahren wurden

15,4 Grad Celsius am 24. Dezember 1977 in Essen

gemessen. Das steht heute in der WAZ auf der Seite 2 als „Zahl des Tages“.
Was ich damit sagen will? – Ja nix, ich möchte es zunächst nur einmal sagen dürfen! Darf die WAZ ja auch. Nein, keine Angst, ich will nichts runterspielen, verharmlosen, relativieren – niemandem möchte ich die Vorfreude auf die bevorstehende Apokalypse nehmen. Ich wollte nur sagen, dass wir vor 30 Jahren an Heiligabend 15 Grad hatten.
Deswegen schmelzen die Polkappen trotzdem, bleibt es bei der globalen Erwärmung. Die ist nämlich wissenschaftlich erwiesen, sagt auch die Kanzlerin. Es scheint auch so zu sein, dass der Mensch (wer jetzt genau?) Schuld daran ist; das scheint sogar wichtig zu sein. Und Al Gore hat den Friedensnobelpreis.
Dass Björn Lomborgs Kopenhagener „Konsensrunde“ seit 2004 findet, es gebe bedeutendere Gefahren für die Menschheit als deren Erwärmung, gilt dagegen als eher out. Da meinen zwar einige andere Nobelpreisträger, der Kampf gegen den HI-Virus, gegen die Malaria und auch gegen die von den reichen Nationen gegen die Dritte Welt hochgezogenen Handelsbarrieren könne mit weitaus weniger Milliarden Dollar Hunderte Millionen Menschen retten – aber da scheint die Vermarktung nicht so zu stimmen.

Jetzt ist halt die Klimakatastrophe Wort des Jahres, und so schnell nicht von irgendwelchen Kleinigkeiten vom Spitzenplatz der Todestrieb-Hitliste zu verdrängen. Ehemalige Tabellenführer wie das Anwachsen der Weltbevölkerung, HIV / AIDS oder andere Viren (SARS / H5N1; die „Vogelgrippe“ ist doch besiegt, oder haben Sie noch Tamiflu gelagert) haben das Nachsehen. Dass das mit der iranischen Nuklearwaffe nur ein Märchen vom George Dabbeljuh Bush war, hat er doch jetzt selbst zugegeben. Beim Irak hatte er ja auch gelogen; jetzt eben beim Iran wieder. El Kaida und der ganze islamistische Dschihad-Terrorismus okay, den gibt es. Ist auch insofern nicht ganz ungefährlich, weil wir uns in einen Überwachungsstaat verwandeln könnten. Und wenn es dann auch noch ständig wärmer wird ...

„Fürchte Dich nicht!”

heißt es in der Weihnachtsgeschichte.
Das ist ein Tipp, aber kein Befehl. Wir leben in einem Rechtsstaat und leben als freie Menschen in der freien Welt. Wir dürfen uns fürchten, so viel wir, und Angst haben, wovor wir wollen. Wir müssen aber auch nicht.
Ich zum Beispiel habe vor all den oben aufgezählten Dingen keine Angst. Nicht mal vor Gammelfleisch und Genmanipulation. Ich habe sowieso keine Angst, höchstens schon mal Bedenken. Die kommen mir dann und wann, wenn ich bedenke, wie viel Angst viele Leute so haben. Und was passieren könnte, wenn die mal jemanden suchen, der mit all diesen Mega-Gefahren aufräumt. Muss ja dann schon ein ziemlich starker Mann sein ...

Freiheit und Rechtsstaat sind in Gefahr – sowieso immer. Im Augenblick bedroht durch Angstpolitik, Neoliberale, religiöse Fundamentalisten und ungezügeltem Lobbyismus. – Und wissen Sie, wer das jetzt gesagt hat. Ja, ich natürlich, ist aber nicht von mir. Gesagt hat das der Al Gore. Und das ist ja wohl klar: Al Gore hat Recht!

Werner Jurga, 24.12.2007

 

Das wünsch´ ich sehr, dass immer einer bei mir wär´,
der lacht und spricht: „Fürchte Dich nicht!“

[Jurga] [Home] [März 2010] [Marxloh stellt sich quer] [Februar 2010] [Januar 2010] [2009] [2008] [2007] [Oldies] [2007 / 2008] [Tagebuch 2007] [Texte Dez. 2007] [Texte Nov. 2007] [Texte Okt. 2007] [Texte Sept. 2007] [Texte Aug. 2007] [Kontakt]