Klamotten im Klo

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

MOB RULES, Teil 1

Wichtige Leute, das ist ja klar, werden selbst dann angerufen, wenn sie im Urlaub sind. Und wenn so Führungskräfte dann die Telefongebühren nicht rechtfertigen, werden sogar relativ unwichtige, sprich: führungslose, Leute angerufen. Ich zum Beispiel, wie in diesem Fall.

Aber der Reihe nach: noch vor meiner Abreise in den Center-Park wurde mir vorgehalten, meine nette Serie „BECK BACK TO BASE“ sei einem intellektuellen Ressentiment geschuldet. Der Vorwerfer hatte frei, aber völlig korrekt übersetzt: Beck muss weg!
Darüber dachte ich nun meine ersten Urlaubstage nach. Ergebnis: so etwas gibt es gar nicht. Also: intellektuelle Ressentiments. Was es sehr wohl gibt, sind anti-intellektuelle Ressentiments; sie laufen letztlich immer auf den „Sozialismus der dummen Kerls“ hinaus. Sehr verbreitet.
Sehr verbreitet, ich würde sagen: Prinzip einer jeden  Gesellschaft ist die Abgrenzung nach unten.
Beides, also sowohl die primitiven anti-intellektuellen Ressentiments als auch die nicht minder primitive Abgrenzung nach unten, führen uns allerdings eher nach Berlin zur Eröffnung des Madame-Thussaud-Museums, und nicht so sehr nach Duisburg-Marxloh – auf die Toilette eines städtischen Kindergartens. Aber gesagt haben möchte ich es schon: selbstverständlich bin auch ich der Meinung, dass jede und jeder, ob sie / er nun studiert hat oder nicht, den SPD-Vorsitz übernehmen kann,

· wenn eine SPD-Mitgliedschaft vorliegt,
· wenn es ein Parteitag so will, und
· wenn es sich nicht gerade um Kurt Beck handelt.

SPD-Vorsitzender ist kein Beruf, den man erlernen kann; in eine solche Funktion „wächst man hinein“. Dass Kurt Beck auf seinem Weg dort gelandet ist, verweist nicht so sehr auf Probleme dieses Mannes, sondern auf Probleme dieser Partei. Dieser Parteien, dieses Systems, dieser Gesellschaft, dieses Staates.

Ja, die P. - die findet es ok

Das haben Sie geahnt; und so werden Sie auch geahnt haben, dass kein Mensch mich anriefe, nur weil Kurt Beck wieder mal zielsicher Blödsinn erzählt. Also zum Thema:
Angerufen wurde ich wegen dieses Zeitungsartikels. Angeblich, so schreibt Gerhard Klinkhardt in der WAZ Duisburg-Nord, habe eine Erzieherin einer städtischen Kindertageseinrichtung in Marxloh ein Kind angewiesen, seine Kleidung in eine Toilettenschüssel zu stopfen – weil dieses Rotzblag dies auch mit den Klamotten eines anderen Kindes gemacht habe. Eine Lappalie, möchte man meinen; denn Erzieherin P. hat so ihre Grundsätze: „Ich bestrafe so die Kinder und ich finde es ok!"
Nun kann P. nichts dafür, dass diese ihre pädagogische Einstellung, wenn sie dies denn gesagt hat, was allerdings ihr Amtsleiter zu bestätigen scheint, in der WAZ abgedruckt wird. Sie kann echt nichts dafür, dass die Realisierung der Forderung, Erzieherinnen sollten an Fachhochschulen ausgebildet und besser bezahlt werden, noch Zeit in Anspruch nehmen wird. Immerhin: der sozialdemokratische Kinderhilfswerk-Chef Thomas Krüger formuliert diese Notwendigkeit, und irgendwie wissen auch alle, dass er damit Recht hat.
Davon hat Bertramstraßenerzieherin P. jedoch nichts; also werkelt sie nach dem gesunden Menschenverstand: Auge um Auge, Zahn um Zahn, Kacke um Kacke. Und zur Rede gestellt, entfleuchen ihr möglicherweise Sätze wie: „Ich bestrafe so die Kinder und ich finde es ok!"

Werner Jurga, 06.07.2008                                                                                                                                                           MOB RULES, Teil 2

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Cover des Albums “Mob Rules”, 1981

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