Neanderthaler

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

neander

Bild:
Neanderthal-Museum

Die etwas Älteren können damit noch etwas anfangen, sagen wir: so die 50jährigen. Die 50tausendjährigen sowieso.

 I'm a Neanderthal Man
You're a Neanderthal Girl
Let's make Neanderthal Love
In this Neanderthal World

Keine Sorge: I'm a Neanderthal Man. Nicht Sie; Sie sind ein Homo Sapiens, ein Sapiensmensch, ganz exakt: ein Homo Sapiens Sapiens. Toll, was ?! But I'm a Neanderthal Man. Ich bin ein Neandertaler. Mir gefiel schon damals (?) dieses Lied.

Schöner Song, nicht wahr?! Das war vielleicht ein Hit! Eingängige Melodie, na ja, und das war der Text. Ja, der gesamte Songtext. Das heißt: nicht ganz; es ging noch weiter mit „repeated continously“. Will sagen: die Schöpfer und Interpreten dieser Zeilen haben selbige noch das ein und andere Mal wiederholt. Sie nannten sich die Hotlegs und stürmten mit diesem Werk 1970 die Charts.

I´m a Neanderthal Man

Da die Vertonung ebenso schlicht war wie die Lyrik, standen die Herren – rein imagemäßig betrachtet – ohnehin schon etwas ungünstig da. Und dann die Message: I'm a Neanderthal Man … und mein Vorschlag wäre … - aber, wie gesagt: es wurde ein Mega-Hit.
Die Band hat es vorgezogen, sich umzubenennen. Unter dem Namen 10cc legte sie eine ansehnliche Karriere hin; das bekannteste Stück ist von 1975: I´m not in Love.
Reichlich andere Musik, thematisch anders gelegen – obwohl: „in Love“ war der Neanderthal Man, also der Neandertaler, vermutlich auch nicht. Und nur er soll uns hier interessieren,  und nicht etwa, ob irgendjemand oder gar er selbst gerade verliebt ist oder war. Insbesondere interessiert uns seine Speisekarte, schon allein deshalb, weil ein neues Forschungsergebnis vorliegt.

Diese dpa-Meldung rauschte gestern durch den gesamten Blätterwald:
Bonn/Leipzig (dpa) - Der weltberühmte Neandertaler, dessen Skelett 1856 nahe der rheinischen Stadt Mettmann entdeckt worden ist, ernährte sich fast ausschließlich von Fleisch.
Gut, Mettmann liegt ja auch im Neandertal. Vermutlich steht deshalb ebenda das Neanderthal-Museum.  Dass hier auch der Spielfilm „Samba in Mettmann“ gedreht wurde, steht allerdings in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Neandertaler.
Dies wird schon allein daraus deutlich, dass es nicht nur den Neandertaler, nämlich den aus Mettmann, gab, sondern noch eine ganze Menge mehr davon. Und zwar über ganz Europa verteilt, also mindestens, wenn nicht mehr als hunderttausend Jahre lang. Dann war er plötzlich weg, was komisch ist. Denn der hatte ganz schön den Bogen raus. Okay, den sowieso. Aber auch hirnchirurgisch war er ziemlich weit vorn, der Neandertaler. Stein genommen, rumms, Schädeldecke aufgemacht, und das Schönste: über 90 Prozent der Patienten überlebten. Okay, inzwischen haben unsere Chefärzte diesen Wert getoppt – aber trotzdem …

Ich meine, wenn es nicht an der Medizin gelegen hat, wird es wohl auch nicht an der Ernährung gelegen haben, dass er plötzlich nicht mehr da war, der Neandertaler. Sagt ja auch keiner. Nichtsdestotrotz: ausgestorben ist er schon. Aber warum nur?
Da sagen nun die einen so, die anderen so. Der Mainstream behauptet, der Neandertaler sei sozusagen einem Völkermord zum Opfer gefallen. Täter sei der Sapiensmensch, also ein Typ Ihrer Sorte, gewesen. Dieser sei aus Afrika über die Türkei nach Europa eingewandert und habe den Neandertaler ausgerottet. Gut, so etwas kommt vor, und deshalb wird diese Mehrheitsmeinung auch im Wesentlichen von niemandem bestritten. Aber im Unwesentlichen meint eine qualifizierte Minderheit, dass es zwar selten, aber eben doch immer wieder zu Kreuzungen zwischen dem Urmenschen und dem Neandertaler gekommen sei. Wobei einer der beiden Beteiligten weiblichen Geschlechts gewesen sein musste, versteht sich, sonst bräche diese Theorie ja in sich zusammen.

Ich weiß es ja auch nicht; ich war ja nicht dabei. Aber es könnte doch so gewesen sein, dass nach einem Kontakt zwischen einer Gruppe dieser und einer jener Seite die Sieger die Frauen der unterlegenen Seite gefangen genommen hatten. Die Männer wurden selbstverständlich, wenn sie nicht schon während der Kampfhandlungen ihr Leben hatten lassen müssen, ihren Kameraden gleich hinterher geschickt. Aber die Frauen, vielleicht weniger riskant, konnten möglicherweise als Lebensmittelvorrat bei den Siegern Aufnahme finden. Den Rest kann man sich denken …

 

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Sie merken schon: ich hege gewisse Sympathien für diese Theorie (Vermischungshypothese). Und seit gestern glaube ich, bei mir selbst Hinweise auf Neandertal-Gene ausmachen zu können. Und zwar mehr bei mir als bei anderen.
Zur großen Überraschung der Wissenschaftler verschmähte der rheinische Neandertaler Fisch, obwohl er längs des Rhein-Nebenflusses Düssel gelebt hatte, erklärte der Forscher am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur dpa.
So, und mit Fisch kann auch mir keiner kommen. Kein Thema, nicht wirklich, geht gar nicht. Alles, was aus dem Wasser kommt, kommt mir nicht auf den Teller. Wie bei dem Neandertaler aus Mettmann an der Düssel, wie aber auch bei all seinen Artgenossen.
Knochen von acht Neandertalern aus rund 100.000 Jahren, die zwischen Frankreich und Kroatien gefunden wurden, waren bereits untersucht worden. Alle erwiesen sich als extreme Fleischesser, deren Ernährungsgewohnheiten mit denen fleischfressender Tiere wie etwa Wölfen zu vergleichen sei.

Für die Nicht-Lateiner: die antike römische Weisheit „homo homini lupus est“ bedeutet in deutscher Übersetzung: der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.

Mahlzeit!

Werner Jurga, 28.08.2008

Ein Jahr später: Religion und Evolution

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