Hellmich hat Ärger in Aachen
Laurin

Stefan Laurin

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Stefan Laurin hatte angekündigt, dass noch etwas kommen werde. Über den prominenten Bauunternehmer Walter Hellmich, Sie erinnern sich: es ging um dessen finanzielle Verstrickungen beim MSV. Laurin hatte bei den Ruhrbaronen ausführlich darüber berichtet und darüber hinaus noch eine Kurzfassung in der WamS untergebracht. Heute fiel die zweite Klappe. Stefan Laurin berichtet bei den Ruhrbaronen über Hellmichs Ärger in Aachen.

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Walter Hellmich

Hellmich zahle dort Handwerker-Rechnungen nicht und lasse die Bewerbungsfrist für einen lukrativen Auftrag der Stadt Aachen verstreichen, obgleich auf der Homepage des Unternehmens der Eindruck erweckt wird, es bestehe ein Interesse an der Realisierung. Die Details lesen Sie exklusiv bei den Ruhrbaronen – hier.

Ich konzentriere mich auf den Gang der Dinge in Duisburg. Die Lokalausgabe der NRZ berichtet heute über einen „Karnevalskater beim MSV Duisburg“. Den Club, so heißt es dort „belasten die Vorwürfe gegen MSV-Chef Walter Hellmich“. Zumal nach dem Unentschieden im Heimspiel am letzten Sonntag das Thema Aufstieg in die erste Bundesliga für die Zebras gegessen sein dürfte. Die NRZ schreibt:
„Nicht nur, dass Vereinschef Walter Hellmich und Manager Bruno Hübner die Aufregung nach den Medienveröffentlichungen über vertragliche Verstrickungen Hellmichs ins Gesicht geschrieben stand – auch im sportlichen Bereich sieht's finster aus. Sechs Punkte beträgt nun der Rückstand auf den Relegationsplatz.
Getroffen haben Walter Hellmich die Medienberichte der vergangenen zwei Tage, zudem musste Hellmich sein eigenes Dementi vom Sonntag dementieren. Da hatte Hellmich noch erklärt, der MSV sei zu keinem Zeitpunkt Kreditgeber für seine Baugesellschaft gewesen. Am Montag bestätigte er dies dann doch – allerdings mit dem Verweis, dass der Verein damals bei ihm in der Kreide gestanden habe. Die Höhe der Verbindlichkeiten des MSV gegenüber Hellmich aus dem Jahr 2005 bezifferte der Bauunternehmer am Montag variabel: von fünf Millionen über sieben Millionen bis zu neun Millionen Euro. Hellmich hielt den Vorwürfen an seine Person entgegen, dass er den Verein mit seiner Gesellschaft in den letzten Jahren mit einem Sponsoringaufkommen in Millionenhöhe unterstützt habe.

Nein, das sieht wirklich alles nicht gut aus. Das schwante mir schon vorgestern, und heute früh habe ich – selbstredend glossarisch – angedeutet, dass Hellmich die Karre gegen die Wand fahren könne. Erst gibt es keinen Kredit, dann doch, und was das Schlimmste ist: zum vereinbarten (Hellmich mit Hellmich?) Tilgungstermin Ende des Jahres wurde nicht gezahlt.
Um nicht missverstanden zu werden: Walter Hellmich hat sich nicht am MSV bereichert, geschweige denn illegale Dinge gemacht. Dies sei deshalb in aller Klarheit konstatiert, weil Hellmich öffentlich „böse Menschen“ für haltlose Vorwürfe verantwortlich macht. Allerdings hat er keinerlei Anlass, sich darüber zu beklagen – angesichts der von der NRZ zutreffend dargelegten Informationspolitik.
Ich nehme an, dass Hellmich tatsächlich unterm Strich die ein oder andere Million aus seinem Privatvermögen in „seinen“ Fußballverein gesteckt hat. Die Marketinggesellschaft seines Sohnes, seine guten Kontakte zur Politik, insbesondere zur Duisburger Kommunalpolitik, dürften hier und da das ein oder andere kompensiert haben. Summa summarum wird sich aber sein Engagement beim MSV kaum gelohnt haben.
Außerdem ist es keinesfalls verboten, sich zu bereichern. Unser gesamtes Wirtschaftssystem ist auf die Bereicherungsabsichten seiner Teilnehmer aufgebaut. Bereichern ist erste Bürgerpflicht. Das fängt an beim Bewerbungstraining für Hartz-Vier-Empfänger und hört bei den Großbaustellen noch lange nicht auf. Nur: es muss freilich alles mit rechten Dingen zugehen. Folglich kann der MSV Kredite geben, wem er will, und sich vermarkten lassen, von wem er will. Das ist Freiheit; und Stefan Laurin wäre der Letzte, der mit dieser Freiheit irgendein Problem hätte.

Aber Walter Hellmich scheint ein Problem damit zu haben. Nein, natürlich kein theoretisches Problem. Hellmich ist ja kein Kapitalismuskritiker; Hellmich ist ein Kapitalist. Und als solcher ist er freilich nicht davor gefeit, ein ganz praktisches Problem zu haben. Es gibt kein Recht auf Marktteilnahme. Kein Gewohnheitsrecht, kein Erbrecht, nichts dergleichen. Man kann auch Pech haben.
Nur: wenn ein Unternehmer Pech hat, haben auch noch Andere das Nachsehen. Die kleinen Handwerksbetriebe, die Arbeiter dort, später vielleicht auch die Arbeiter hier. Die Stadt Duisburg. Und natürlich, na klar: der MSV Duisburg. Denn …
… ach, lesen Sie, wie Hellmich das ausdrückt.

In einem Interview mit dem Focus machte der Patriarch bereits auf den Tag genau vor zwei Jahren deutlich: "Wenn ich die Lust verliere, geht der MSV den Bach runter.“ Da wissen sie Bescheid, die Duisburger – und zwar nicht nur die MSV-Fans. L´état, c´est moi, sagte Louis XIV, der Staat, das bin ich. Der MSV, das bin ich, sagt Hellmich, bzw.: wenn ich mal keinen Bock mehr habe, könnt Ihr mal sehen, was Ihr mit dem schönen Stadion macht, das ich extra für Euch gebaut habe.
Habe bauen lassen, müsste es heißen, würde Hellmich aber niemals so sagen. Er sagt einfach: "Wenn ich die Lust verliere, geht der MSV den Bach runter.“ Aber, damit man nichts Böses von ihm denke, direkt drangehängt: „Mehr Menschlichkeit, wie ich dem Klub entgegenbringe, geht gar nicht."

Am Freitag tritt Mike Krüger im Steinhof auf, und – wie der Westen meldet – dort wird er auch seinen Klassiker Mein Gott Walter zum Vortrage bringen. Und so geht das dann los: 

Walter war nicht groß, war eher klein,
trotzdem glaubte er von den kleinen einer der größten zu sein.
 

Werner Jurga, 18.02.2010

 

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